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Der Diplomat

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letzte Aktualisierung am 1. März 2020 durch Redaktionsteam

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Der klassische Diplomat hat eine lebhafte Vorstellungsgabe und gleichzeitig ein hohes Theorieverständnis. Gleichzeitig ist  er bescheiden, umgänglich und intuitiv veranlagt. Familie und Freunde liegen ihm sehr am Herzen. Weniger glückliche Menschen, die ihm begegnen, erwecken in ihm tiefes Mitgefühl.

Der Diplomat erkennt Muster in den Daten, die er sammelt. Er liest zwischen den Zeilen. Er sammelt Fakten, findet Kategorien, verbindet Gegensätze und sieht die Prinzipien, welche dahinterstehen. Doch er liebt auch Abschweifungen und intellektuelle Seitenpfade. Der Diplomat fühlt sich intellektuell eingeschränkt, wenn er sein Material nicht auswerten, analysieren und dazu eine entsprechende Theorie aufstellen darf. Er liebt es, in die Breite zu gehen, um dann wieder auf den Punkt zu kommen.

Östrogen: die Hauptader

Das vernetzte Denken des Diplomaten hat einen Ursprung: Östrogen, und zwar bei beiden Geschlechtern. Wie Frauen besitzen auch Männer ein gewisses Quantum an Östrogen. Einige Männer verfügen über nahezu genauso viel Östrogen wie Testosteron. Die Hände des Diplomatentyps, ob nun männlich oder weiblich, zeigen deutliche Anzeichen einer erhöhten Östrogenaktivität. Tatsächlich besitzt der Diplomat mit weit größerer Wahrscheinlichkeit als die anderen Persönlichkeitstypen einen längeren Zeigefinger oder gleich lange Zeige- und Ringfinger. Dies zeigt, dass dieser Typ im Mutterleib einer höheren Östrogendosis ausgesetzt war.

Welche Rolle spielt Östrogen dabei, dass der Diplomat ein vernetztes Denken entwickelt?

Dieser Prozess hängt natürlich wieder mit der Entwicklung des Gehirns zusammen. Linke und rechte Gehirnhälfte sind durch Abertausende von Neuronenfasern miteinander verbunden. Menschen, die im Mutterleib stärker mit Östrogen in Kontakt kamen, besitzen mehr von diesen neuronalen Verbindungen. Außerdem bewirkt Östrogen, dass mehr Verbindungen zwischen weit voneinander entfernten Gehirnteilen entstehen. Kurz gesagt, sorgt der Östrogeneinfluss im Mutterleib dafür, dass das Gehirn gut »vernetzt« wird. Mit der Konsequenz, dass der Diplomat eine Menge Informationen sammeln und verarbeiten kann.

Auch Pubertät und andere Lebensereignisse haben Rückwirkungen auf unseren Östrogenspiegel, wodurch sich auch die Fähigkeit zum vernetzten Denken ändert.

Östrogen und Testosteron können einander hemmen oder fördern. Wie das Zusammenspiel ausfällt, hängt von zahlreichen Umständen ab. Doch wie hoch das Niveau grundsätzlich ist, wird vom Erbgut festgelegt. Footballspieler haben beispielsweise häufig erhöhtes Testosteron UND Östrogen.

Empathie

Die wichtigste dieser Begabungen ist ganz sicher die Fähigkeit zur Empathie. Empathie setzt zwei grundlegende Fähigkeiten voraus: Zunächst einmal die möglichst präzise Wahrnehmung dessen, was der andere wirklich denkt und fühlt. Sodann die angemessene Reaktion auf die Bedürfnisse des anderen, um so ein echtes Band zu dieser Person entstehen zu lassen. Beide Züge werden mit Östrogen und Oxytocin in Verbindung gebracht. Die Oxytocin-Aktivität steigt in Stressperioden an. Die Oxytocin-Aktivität steigt in Stressperioden an. Der Diplomat sucht dann eine enge Bindung zu seinem Gegenüber.

Aus dem Bauch heraus

Wenn der Diplomat etwas intuitiv erkennt, hat er den Eindruck, dieses Wissen zu »erspüren«. Er »weiß es einfach«, wie auch immer, »aus dem Bauch heraus«.

Dieses »Bauchgefühl« ist die Dienerin der Intuition. Das Gehirn ist mit der Haut verbunden, mit Magen, Herz, Lungen und anderen Organen. Diese Schaltkreise sorgen dafür, dass intuitive Eindrücke schnell verarbeitet werden können. Das Funktionieren dieser Schaltkreise wird durch Östrogen verstärkt. Daher verfügt der Diplomat in der Regel über eine bessere Körperwahrnehmung, die wiederum dazu beiträgt, dass er eine stärkere Intuition hat als andere Menschen. Der Diplomat setzt auch hohes Vertrauen in diese Form der Erkenntnis. Der Entdecker vertraut seinen Impulsen, der Gründer seinen Werten, der Wegbereiter seiner Logik, der Diplomat aber folgt seiner Intuition.

Die Kraft der Imagination

Meiner Ansicht nach ist die Fähigkeit der Imagination im Gehirn in nicht genau denselben Bereichen angesiedelt wie die Kreativität. Menschen mit starker Vorstellungskraft kombinieren bereits vorhandene Ideen und Daten, während kreative Menschen neue Daten oder Ideen hervorbringen. Natürlich tritt in sehr vielen Fällen beides zugleich auf.

Seele, Selbst, Liebe, Wahrheit, Potenzial: Der Diplomat denkt gerne abstrakt, er reflektiert Dinge, die nur in der Vorstellung existieren.

Auch die Fähigkeit der Imagination hängt mit dem Hormon Östrogen zusammen. Die bereits erwähnte Patientin, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterzog und daher Testosteroninjektionen bekam, berichtete, dass sie nach drei Monaten deutlich seltener von ihrer Vorstellungskraft Gebrauch machte. Ihre Phantasie habe, nach ihrer eigenen Aussage, stark abgenommen. Sie denke sehr viel konkreter. Mittlerweile widmet sich auch die Forschung der Frage, wie Vorstellungskraft und Östrogenspiegel zusammenhängen. Eine erste Antwort liefert der Hirnstamm. Im entwicklungsgeschichtlich ältesten Gedächtniszentrum des Gehirns, dem Hippocampus, werden Fakten und andere Daten zu kohärenten Bildern der Wirklichkeit zusammengesetzt, ob es nun um Vergangenheit oder Zukunft geht. Und eben der Hippocampus ist hochsensibel für Östrogen.

»Genie heißt in Wahrheit nichts anderes, als die Fähigkeit zu besitzen, auf ungewöhnliche Weise wahrzunehmen«, schrieb der Psychologe William James. Wo es um das Denken in neuen Zusammenhängen geht, ist der Diplomat unschlagbar, denn eben dafür weist er die richtige Prägung auf.

Das Puzzlespiel der Intuition

Diplomaten besitzen eine weitere interessante Eigenschaft: Intuition. Wenn ein Mensch auf neue Informationen stößt, erkennt er deren Struktur und organisiert sie in einzelne »Wissensblöcke«. Mit der Zeit werden dieser Blöcke immer mehr, immer mehr Muster und Organisationsformen sind bekannt. All dies wird im Langzeitgedächtnis abgespeichert. Wenn ein Mensch mit Erfahrung dann ein winziges Detail eines bekannten Bildes sieht, erkennt er sofort die größeren Zusammenhänge, ohne dass er tatsächlich die einzelnen Teile analysieren muss.

Wenn Sie jemanden gut kennen, dann sehen Sie vermutlich schon an einer kleinen Geste, einem halben Lächeln, was diese Person denkt. Intuition ist einfach nur die Fähigkeit, den eigenen Gedächtnisspeicher effektiv durchsuchen zu können und aus einem winzigen Anhaltspunkt das ganze Bild zu erschließen. Daher kann die Intuition wie die Imagination als Ableger des vernetzten Denkens, des Denkens in Zusammenhängen, betrachtet werden.

Geistige Flexibilität

»Hohe Intelligenz lässt sich testen: Sie besteht letztlich darin, zwei einander entgegengesetzte Ideen im Kopf zu behalten und trotzdem weiterdenken zu können«. Der Diplomat kommt mit solcherlei Widersprüchlichkeiten gut zurecht. Möglicherweise hat die Östrogenbetonung auch damit zu tun.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass gerade Frauen mehr als Männer in der Lage sind, gleichzeitig mit zwei oder mehr gegensätzlichen Vorstellungen zu operieren. Doch natürlich besitzen auch männliche Diplomaten diese Fähigkeit. Imagination, Intuition und die Fähigkeit zum Umgang mit gegensätzlichen Ideen sind Ausprägungen des vernetzten Denkens. Aus diesem Grund erweist der Diplomat sich als geistig ungeheuer flexibel. In der Persönlichkeitstyp-Studie bejahten deutlich mehr Diplomaten als andere Typen die folgende Aussage: »Ich wechsle häufig die Meinung.« Eben diese Fähigkeit ist mit einem Gen oder einer Gruppe von Genen auf dem X-Chromosom verbunden, was bedeutet, dass sie sich ebenfalls als »östrogensensibel« erweisen könnte.

Menschen für Menschen

Der Diplomat zeichnet sich durch seine ungeheure Neugierde auf andere Menschen aus. Für einen Diplomaten ist jeder Mensch einzigartig, wichtig und etwas ganz Besonderes. Er blüht auf, wenn er eine innige freundschaftliche Beziehung eingehen und sein Leben mit jemand anderem teilen kann. Tatsächlich versucht der Diplomat mit allen Menschen, denen er begegnet, eine gewisse Form der Nähe herzustellen – ob es nun um ein paar Minuten freundlicher Konversation im Supermarkt geht oder um die lebenslangen Beziehungen zu Kollegen, Freunden oder Partnern. Wenn eine Beziehung nicht persönlich, authentisch und von Sympathie getragen ist, ist der Diplomat daran nicht interessiert.

Das Ungesagte: Wie man sich bindet …

Diplomaten wollen eine tiefgehende Bindung. Dieses Verlangen nach Bindung wird von Östrogen und Oxytocin gesteuert, einem Botenstoff, dessen Wirkung von Östrogen verstärkt wird. Frauen zeigen in der Regel einen höheren Oxytocinspiegel als Männer. Frauen sind für gewöhnlich auch deutlich stärker an Zusammenarbeit und Harmonie zwischen den Beteiligten interessiert als Männer. Sie haben meist ein ganzes Netz von Freunden und tun etwas dafür, um diese Bindungen aufrechtzuerhalten. Natürlich ist dieser Zug auch bei Männern zu finden.

Da der Diplomat seelische Bindungen herstellen will, lehnt er soziale oder sonstige Hierarchien eher ab. Der Diplomat sucht den Konsens. Er will zustimmen, entgegenkommen und in Netzwerken leben, die von Streit und Wettbewerb frei sind. Bei Auseinandersetzungen, Diskussionen, Streitgesprächen fühlt er sich sofort unwohl. Der Diplomat will gefallen. Wenn dieser Typus Entscheidungen trifft, dann achtet er dabei auf die Bedürfnisse aller Beteiligten. Wenn er ein Spiel ohne Regeln spielt, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass es ihm  dabei um Wettbewerb geht und am Ende Gewinner und Verlierer feststehen. Er bildet  lieber kleine Gruppen mit »flachen« Hierarchien, in denen es keine Anführer gibt. Dieser Typus lebt in einer Welt, in der beide Parteien gewinnen. Dass es Gewinner und somit auch Verlierer geben muss, ist eine Vorstellung, die der Diplomat schlicht nicht akzeptiert. Er will gemocht werden. Und er verfügt über ein reiches Arsenal an Gaben, um Bindungen zu anderen Menschen herzustellen und auf sie einzugehen.

Kein Mensch ist eine Insel

»Ich fühle deinen Schmerz.« Dieser uralte Satz ist für manche Persönlichkeitstypen besonders wahr. Der Diplomat fühlt tatsächlich den Schmerz der anderen. Dahinter steckt ein Geheimnis: die Spiegelneuronen. Diese Gehirnzellen geben Signale ab, wenn ein Mensch beobachtet, wie ein anderer etwas tut oder offensichtlich ein bestimmtes Gefühl empfindet. Wird die beobachtete Person mit einer Nadel gestochen, reagieren auch beim Beobachter Zellen, die für die Schmerzwahrnehmung zuständig sind.

Sieht man also zu, wie ein anderer Mensch mit einer Nadel traktiert wird, werden die eigenen Schmerzzellen aktiv. Menschen, die über einen hohen Grad an Empathie verfügen, zeigen nun in solchen Spiegelneuronen eine höhere Aktivität. Aus diesem Grund haben einige Wissenschaftler sie die »Gandhi-Neuronen« getauft, da auch das geistige Oberhaupt der Inder ein überdurchschnittliches Maß an Mitgefühl zeigte. Ich bin der Auffassung, dass die Diplomaten ein besonders sensibles Spiegelneuronensystem besitzen.

Auch Mimikry fördert die Empathie. Wenn Sie jemanden lächeln sehen, ahmt Ihr Gesicht ganz von selbst diesen Ausdruck nach, wenn auch nur flüchtig. Während Sie also Ihre Muskeln zu einem freundlichen Gesichtsausdruck bewegen, senden Ihre Nerven Signale, welche die Ausschüttung eben jener Botenstoffe bewirken, die bei Ihrem lächelnden Gegenüber gerade aktiv sind. Und so können Sie von dessen Freude auch selbst ein bisschen genießen. Der Diplomat ist ein ganz selbstverständlicher Nachahmer. Das Mimikry-Verhalten, das er dabei an den Tag legt, verstärkt vermutlich sein Einfühlungsvermögen.

Auch das Vorstellungsvermögen verstärkt die Empathie. Wenn Menschen einen Film ansehen, auf dem ein anderer Mensch nach einem operativen Eingriff Schmerzen zeigt, zeigen diejenigen die stärkste Gehirnaktivität, die sich vorstellen, in derselben Situation zu sein. Wir sind so geschaffen, dass wir auf andere zugehen und Mitgefühl empfinden können. Empathie, Einfühlungsvermögen ist dabei der Leim, der uns alle zusammenhält. Doch da gerade diese Kunst stark von Östrogen und Oxytocin beeinflusst wird, ist sie beim Diplomatentypus vermutlich stärker ausgeprägt als bei den anderen Typen.

Soziale Fähigkeiten

Der Diplomat besitzt zahlreiche soziale Talente, die durchweg auf das Wirken von Östrogen beziehungsweise Oxytocin zurückgehen. Denn diese Botenstoffe ermöglichen uns, alle Impulse auszublenden, die einer Verwirklichung unserer sozialen Ziele im Weg stehen könnten. Gleichzeitig verstärken sie unsere Fähigkeit, Mimik, Gestik und Körperhaltung anderer Menschen zu lesen und deren emotionale Befindlichkeit am Gesichtsausdruck abzulesen. Tatsächlich ist unser Gesicht in der Lage, 412 verschiedene Stimmungen auszudrücken. Menschen, die Gesichtsausdrücke besonders gut deuten können, zeigen gewöhnlich erhöhte Östrogenaktivität, ob sie nun männlichen oder weiblichen Geschlechts sind. Tonfall, Rhythmus, Tonhöhe – auch auf die feineren Ausdrucksmöglichkeiten der menschlichen Stimme ist der Diplomat in besonderem Maße »geeicht«.

Emotionale Ausdrucksfähigkeit

Diplomaten drücken ihre Gefühle gerne auch anderen Menschen gegenüber aus. Und sie sind dabei meist recht überschwenglich: Sie sind total begeistert, vollkommen hingerissen, absolut versunken, zutiefst betroffen, im höchsten Maße fasziniert. Ihre Wortwahl fällt mitunter recht dramatisch aus. Natürlich besitzen alle Menschen diesen Facettenreichtum verschiedenster Emotionen, die sich manchmal mit drängender Intensität bemerkbar machen. Doch in der Persönlichkeitstyp-Studie waren es vorzugsweise die Diplomaten, die die Aussage »Ich hege tiefere Gefühle als die meisten Menschen« uneingeschränkt bejahten.

Doch natürlich ist auch beim Diplomaten nicht alles eitel Sonnenschein. Kummer, Selbstzweifel und ähnliche negative Gefühle quälen diese Menschen häufiger als andere. Für den Diplomaten liegen Emotionen sozusagen immer »in der Luft«. Die Aussage »Wenn ich einen emotional beeindruckenden Film gesehen habe, denke ich noch Stunden später daran« fand vor allem beim Diplomatentyp Zustimmung. Tatsächlich weisen Frauen, die stärker unter dem Einfluss des Hormons Östrogen stehen als Männer, ein besseres Gedächtnis für emotionale Erfahrungen auf.

Ein gutes Beispiel dafür sind heranwachsende Mädchen. Wenn in der Pubertät der Östrogenspiegel zu steigen beginnt, entwickeln sich nicht wenige der angehenden Damen zu echten Tragödinnen. Sie dramatisieren jede einzelne emotionale Regung. Natürlich haben auch Männer das Zeug zum tragischen Helden. Es gibt auch Diplomaten männlichen Geschlechts, die Kleinigkeiten zu Freudenausbrüchen hinreißen oder in Katastrophenstimmung versetzen können. Natürlich ist jeder Persönlichkeitstyp in der Lage, dann und wann große Gefühle auszudrücken, beim Diplomaten ist dies nur wesentlich öfter der Fall. Hinzu kommt, dass der Diplomat sich verbal gut ausdrücken kann.

Die Gabe der Eloquenz

Das Geschick im Umgang mit Worten wird auf den Einfluss des Hormons Östrogen zurückgeführt. Tatsächlich steigt die Fähigkeit, schnell das richtige Wort zu finden, in der Mitte des weiblichen Zyklus an, zu jener Zeit also, in der der Östrogenspiegel sich auf seinem Höhepunkt befindet. Mädchen und Frauen nutzen ihre stärker ausgeprägten sprachlichen Fähigkeiten zur Schaffung sozialer Bande. Natürlich sind auch Männer sprachbegabt – vor allem, wenn sie zum Diplomatentyp gehören. Vor allem die Diplomaten outen sich als begeisterte Leser. Wenn der Diplomat um eine Beschreibung seiner selbst gebeten wird, gehören zu den zehn am häufigsten vorkommenden Wörtern »lesen« und »Leser«. Außerdem zeigt der Diplomat sich im Schreiben und Reden häufig poetisch. Er setzt auf ansprechende sprachliche Bilder und weiß Geschichten fesselnd zu gestalten.

Altruismus

Zu den interessantesten Charakterzügen des Diplomaten gehört zweifelsohne, dass seine Bewusstseinssphäre alles einschließt, was um ihn herum existiert.

Vernetztes Denken, Imagination, Intuition, Anpassungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und soziale Begabung machen den Diplomaten zu einem Menschen, dessen Antennen mitunter die gesamte Welt umfassen.

Vielleicht fühlt der Diplomat sich gerade deshalb so häufig aufgerufen, etwas »zurückzugeben«. Der Entdecker will in dieser Welt seine Spuren hinterlassen, der Gründer will dazu- gehören, der Wegbereiter Leistung bringen. Der Diplomat aber will vor allem eines: helfen. Und so verschreibt er sich einem Anliegen oder einem Beruf im sozialen oder humanitären Bereich, um das menschliche Wohlergehen zu verbessern. In der Persönlichkeitstyp-Studie zeigten Krankenschwestern die höchste Wahrscheinlichkeit, sich als Diplomatentyp zu entpuppen. Der Freundeskreis eines Diplomaten besteht häufig aus anderen Diplomaten, die ihr Rundum-Bewusstsein in den Dienst der Menschheit stellen.

Doch der Altruismus eines Diplomaten unterscheidet sich von dem des Wegbereiters. Der Wegbereiter stürzt sich Hals über Kopf in ein brennendes Gebäude, um bedrohte Menschen zu retten. Dieser Zug geht auf seine Testosteronbetonung zurück. Der Diplomat hingegen säubert Flussufer, sammelt Geld für krebskranke Kinder oder stellt seine Fähigkeiten zur Verfügung, um den Ärmsten der Armen zu helfen.

Der Diplomat wägt ab, prüft seine Möglichkeiten, plant sein Eingreifen und springt nur selten in die Bresche, um eine drohende Gefahr zu bannen. Diese Form des Altruismus zeigt sich eher bei niedrigem Testosteronspiegel. Möglicherweise geht sie auf das Wirken von Östrogen und Oxytocin zurück, lösen diese Hormone doch in der Regel fürsorgliche Zuwendung aus.

Nur auf den  Diplomaten trifft  die Aussage »Ich höre auf mein Herz, wenn es um wichtige Entscheidungen geht, auch zu Lasten der Logik« auf uneingeschränkte Zustimmung. Der Diplomat wird immer das tun, was für die Gruppe am wichtigsten ist, auch wenn es unpraktisch, unbequem oder teuer ist. Tatsächlich sind es hauptsächlich die Diplomaten, die sich für die schlechtbezahlten Berufe im sozialen Bereich entscheiden.

Mildtätigkeit ist für jeden Diplomaten eine hohe Tugend. Er hilft, weil er muss. Vermutlich stärkt es sein Selbstwertgefühl, wenn er anderen beisteht. Und für den Diplomaten ist eine positive Selbsteinschätzung die Quelle allen Wohlbefindens.

Die Neigung zur Introspektion

»Willst du Weisheit erlangen, Suchender, dann tu, was ich getan habe: Richte den Blick nach innen.« Diesen Ratschlag gab der griechische Philosoph Heraklit seinen Schülern im fünften Jahrhundert v.Chr. Der Diplomat ist keineswegs nur an der Außenwelt interessiert, er sieht gerne nach innen, da für ihn Selbsterkenntnis ein ganz zentraler Punkt ist. Er will selbst die verschlungensten Pfade seiner Seele kennenlernen, um ihr Wesen zu erkunden und herauszufinden, wer er wirklich ist. Für ihn ist die Selbsterkenntnis ein Weg, den er zu gehen hat. Der Diplomat aber glaubt darüber hinaus, dass er zu seiner Essenz werden muss. Er will authentisch sein und anderen Menschen keine Fassade zeigen.

Das Problem ist nur, dass der Diplomat mit seinem geschärften Bewusstsein, das jeden seiner Gedanken, jedes seiner Gefühle registriert, sehr häufig das Gefühl entwickelt, sich selbst nicht treu zu sein. Der Diplomat hat häufig das Gefühl, nicht eine Person zu sein, sondern mehrere. Daher sucht er so sehr nach seiner Mitte, nach seinem Platz auf dieser Welt. Die Suche nach der eigenen Identität ist für den Diplomaten von höchster Bedeutung.      Plato nannte diesen Typus den »Philosophenkönig« – den friedvollen, tugendhaften, gemäßigten, mildtätigen, authentischen Menschen, der sich bemüht, den Sinn des Lebens zu begreifen und eine bessere Welt zu schaffen. Denn wonach strebt der Diplomat mit seinem offenen Blick auf die Außenwelt und seinem tiefgehenden Blick nach innen?

Nach Weisheit.

Umgänglichkeit

Diplomaten sind umgänglich. Dies ist ein Charakterzug, der wieder verschiedene Fähigkeiten vereint. Ein umgänglicher Mensch, so heißt es wissenschaftlich allenthalben, zeigt sich einfühlsam, kooperativ, gefällig, entgegenkommend, mildtätig, altruistisch. Vergebung, Vertrauen und Wärme sind ihm wichtig. Kalt und aggressiv tritt er nie auf.

Diese Menschen sind im Allgemeinen authentisch, freundlich, diplomatisch, höflich und hilfsbereit.

die Lieblingsworte der Diplomaten: »verbinden«, »fühlen« und »in Kontakt bleiben«.

Auch hier vermutet man Östrogen im Hintergrund. Transsexuelle, die sich vom Mann zur Frau umwandeln lassen wollen und daher Östrogeninjektionen erhalten, zeigen sich danach deutlich weniger streitlustig als vorher. Stattdessen praktizieren sie vermehrt Formen indirekter Aggression wie Ironie, Sarkasmus und Klatsch.

Vertrauen

Jemanden als vertrauensvoll zu bezeichnen ist nicht immer ein Kompliment. Viele Menschen betrachten diese Eigenschaft als Anzeichen für Schwäche. Dabei ist es ein wahrer Segen, die Gabe des Vertrauens zu besitzen. Wenn Sie im richtigen Moment der richtigen Person vertrauen, können Sie sowohl Zeit als auch Kräfte sparen. Und Sie schaffen wichtige soziale Kontakte. Anderen zu vertrauen ist bei der Anpassung an gegebene Verhältnisse eine wichtige Fähigkeit, die der Diplomat in besonderem Maße besitzt. Wo sich der Entdecker optimistisch, der Gründer pessimistisch und der Wegbereiter skeptisch zeigt, beweist der Diplomat Vertrauen.

Auch diese Eigenschaft wird mit Oxytocin in Verbindung gebracht, dem Stoff, dessen Wirkung durch Östrogen verstärkt wird. So wurde mehreren Männern, die für einen Versuch mit Fremden um Geld spielen sollten, Oxytocin als Nasenspray verabreicht. Während des anschließenden Spiels waren diese Männer stärker geneigt, der fremden Person zu vertrauen. Und es fiel ihnen offensichtlich leichter, mit jemandem, den sie nicht kannten, zu kooperieren, um zu gewinnen.

Vielleicht vermag auch der Zusammenhang zwischen dem Hormon Oxytocin und der Fähigkeit, Vertrauen zu empfinden, zu erklären, weshalb so viele Menschen zu der Droge Ecstasy greifen. Ecstasy löst ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Verbundenheit aus. Es lässt s wohl den Oxytocin- als auch den Serotonin- und Dopaminspiegel ansteigen. Das »prosoziale« Verhalten, das unter dem Einfluss dieser Droge festgestellt werden kann, das Bedürfnis nach Bindung und Vertrauen, geht allerdings im Wesentlichen auf das Wirken des Oxytocins zurück.

Die Schattenseiten des Diplomaten

Jeder der vier Persönlichkeitstypen hat natürlich auch unangenehme Züge und erweist sich gelegentlich als unerträglich. Dies gilt auch für den Diplomaten.

Gerade sein breitangelegtes, vernetztes Denken hindert ihn manch mal daran, sich auf die wichtigen Details zu konzentrieren, weil er ja das große Ganze nicht aus den Augen verlieren will. Und so schweift er so häufig ab, dass er am Ende wie ein Wirrkopf dasteht. Er sieht an jedem Problem so viele Ecken und Kanten, dass er unentschlossen wirkt, denkt er doch alles mehrfach durch, bevor er sich endlich zum Handeln entschließen kann. Da er in seinem Kopf ständig große Ideen bewegt, vernachlässigt er häufig seine Alltagspflichten.

Seine emotionale Ausdrucksfähigkeit lässt ihn manchmal exaltiert erscheinen. Sein Bedürfnis, es allen recht zu machen, hat zuweilen etwas Beschwichtigendes. Nicht selten verhält er sich auch vertrauensselig bis zur Leichtgläubigkeit. Konfrontationen sind nicht sein Ding, so kommt es nicht selten vor, dass er mit Dolchstößen in den Rücken arbeitet. Und gerade mit Worten kann der Diplomat besonders verletzend sein. Der Diplomat kann gut zuhören, reden und sich emotional auf andere einlassen. Doch gerade diese sozialen Fähigkeiten lassen ihn manchmal glatt und profillos erscheinen. Mitunter wirkt er sogar geschwätzig. Da er so viele Ideen hat, die er vorbringen will, stört er mit seinen Halbsätzen und seinen ewigen Themawechseln den Gesprächsfluss.

Dieser Typ wirkt so, als wolle er in alles seine Nase stecken, nur weil er sich einfach so sehr für andere Menschen interessiert. Sie mischen sich in ganz persönliche Probleme, um sich am Ende zu beklagen, weil die Mentorenrolle, die sie übernommen haben, ihnen doch zu viel abverlangt. Da der Diplomat Anschluss sucht, erscheint er manchmal übermäßig bedürftig. Schließlich erwartet er, dass man ihm ständig versichert, wie sehr man ihn schätzt. Nicht selten projiziert er auch seine eigenen Gefühle auf andere und nimmt dann an, dass diese die Welt genauso sehen müssten wie er. Der Diplomat nimmt jeden beiläufigen Kommentar als Kritik an sich und reitet dann entsprechend darauf herum. Wenn er sich tatsächlich betrogen fühlt, verzeiht er nicht so leicht. Er verharrt monatelang in seiner beleidigten Haltung.

Der Diplomat will helfen, was ein edler Charakterzug ist, doch mitunter geht er in seinem Altruismus zu weit. Dann reagiert er schnell verletzt, weil er erkennt, dass andere die Mühen, die er sich auferlegt, nicht zu schätzen wissen. Freunde und Bekannte, die seine hehren Ziele nicht teilen, kritisiert er. Letztlich will der Diplomat, indem er anderen hilft, sich selbst besser verstehen lernen. Wenn er es übertreibt, kann er in der Betrachtung des eigenen Bauchnabels versinken und bringt vor lauter Selbstkritik nichts mehr zustande.

Darüber hinaus ist der Diplomatentyp anfällig für Depressionen.

 

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