letzte Aktualisierung am 16. Mai 2021 durch Redaktionsteam
ein Beitrag von Jessica Arndt
Seit meiner Kindheit bin ich eine gläubige Christin. Ich bin mit großer Selbstverständlichkeit in den Gottesdienst gegangen und habe ein tiefes Gottvertrauen erfahren. Auf eine gewisse Weise ist mir das bis heute erhalten geblieben.
So gehe ich möglichst in jeder Stadt, in die ich reise, in eine Kirche. Ich genieße die Ruhe und Zurückgezogenheit, den Raum, der sich mir eröffnet. Meine Verbindung zu Gott.
In den letzten Jahren habe ich diese Verbindung allerdings immer mehr hinterfragt. Nicht infrage gestellt, sondern mehr mich neugierig auf die Suche begeben. Auf die Suche nach Gott.
Inhalt
Glaube braucht weder Religion noch Kirche
Mein christlicher Glaube gibt mir die Gewissheit, dass da etwas ist. Doch wo ist es? Was bedeutet „da“? und wieso „etwas“?
Glaube hat nicht zwangsläufig etwas mit Religion zu tun, geschweige denn mit Kirche. Aus meinem persönlichen Empfinden heraus, hat die Kirche sehr viel Leid und Elend über die Menschheit gebracht. Sehr viel Dunkelheit und Angst.
Und sich damit selbst mehr als verraten. Aus den Jahrhunderten Kirchengeschichte sticht etwas deutlich heraus: die Abwesenheit von Liebe, fast schon die Abkehr von der Liebe.
Und das mit Vorsatz. Wo Liebe gelebt und gepredigt wird, ist kein Platz für Hass. Meiner Ansicht nach war das allerdings über Jahrhunderte nicht die Zielsetzung der Institution Kirche, sondern mehr die Anhäufung von Macht und Unterdrückung der Menschen.
Bekanntlich sitzt ja der Teufel im Detail. Nach dem, was ich bis heute erkannt und gelernt habe, ist es sehr schade und traurig, dass die Chance der Kirche, die Menschen zu mehr Liebe und Frieden zu führen, so billigend und bewusst vertan wurde. Sie wurde verteufelt und eine Form von tiefem Misstrauen in den Menschen geschürt.
Aus meiner heutigen Sicht war selbst Jesus ein Andersdenkender. Er hatte eine tiefe Verbundenheit zu sich selbst, hat seine göttliche Seele erkannt und eine bedingungslose Liebe voller Hingabe an sein Sein gelebt.
Er hat erkannt, dass Vergebung der Schlüssel zum Frieden ist und den Weg zu Gott bereitet. Er wurde von der Kirche zur Ikone stilisiert und mehr oder weniger zweckentfremdet. Aus damaliger Sicht war er ein Aufrührer, er war unangepasst und nahm sich das Recht heraus, anders zu sein, unbequem zu sein und auf eine gewisse Weise laut zu sein.
War Jesus ein Esoteriker?
Heute würde man ihn in eine esoterische Ecke schieben. Und so haben es die damaligen Glaubensvertreter ebenfalls getan. Es war schon damals bekannt, dass Esoterik unter Umständen gefährliches Potential birgt. Leider werden diese Urteile von Menschen gefällt.
Und der Mensch ist, was er denkt. Und er glaubt auch, was er denkt. Die Erkenntnis kommt vielfach erst später. Schaut man sich die geschichtliche Entwicklung vieler Glaubensrichtungen an, lassen sich häufig Abspaltungen erkennen, die zunächst eine esoterische Zielsetzung vermuten lassen.
Bei genauerer und längerer Betrachtung lässt sich diese Vermutung häufig nicht aufrecht erhalten. Diese Abspaltungen und Abwandlungen sind eher spiritueller Natur und häufig vertiefend. Aus meiner Sicht fließt alles in den esoterischen Bereich, was eine Abkehr von der Nützlichkeit für den Menschen bedeutet.
Wo nicht mehr das Gemeinwohl im Vordergrund steht, sondern Eigeninteresse und persönliche Machtansprüche befriedigt werden müssen.
Wo es nicht um die Entwicklung des Menschen geht, um seine Potentialentfaltung, sondern um Unterdrückung und die Abkehr von sich selbst.
Wahre Spiritualität ist unabhängig von deinem Glaubensbekenntnis
Spiritualität hingegen bedeutet für mich Vielfalt und Anerkennung der verschiedenen und unendlichen Möglichkeiten den persönlichen Weg zu Gott zu finden. In Liebe und Verbundenheit zu leben, Vergebung zu üben und inneren Frieden zu erreichen. Frei von Urteilen zu sein und die persönliche Macht zum Wohle aller einzusetzen.
Dieser geistige Anspruch liegt nicht allein bei den Religionen und Glaubenssystemen. Dort liegen Wegweiser verborgen. Mahatma Gandhi soll einmal gesagt haben, dass die Christen mit der Bibel eines der mächtigsten Bücher der Welt in Händen halten.
Es nur nicht zu lesen wissen und das Wissen nicht richtig einsetzen. Über diese Aussage habe ich lange nachgedacht. Gandhi war kein praktizierender Christ. Er war ein weiser Mann und ist einen spirituellen Lebensweg gegangen.
Spiritualität bedeutet für mich ebenfalls, sich nicht nur einer bestimmten Religion oder Glaubensrichtung zu verschreiben und nichts anderes daneben anzuerkennen. Es bedeutet für mich über den Tellerrand zu schauen und positive, für mich stimmige Ansätze anderer Glaubenssysteme zu nutzen.
So habe ich mich vor ein paar Jahren intensiv mit Buddhismus beschäftigt. Und meine Freude und Liebe zur Meditation entdeckt. Um letztlich zu erkennen, dass ein Gebet nichts anderes als eine Meditation ist.
Der Weg zu Gott ist der Weg zu Dir selbst
Für mich ist der Weg zu mir, zu meiner göttlichen Essens und zu meinem Potential, zu meiner Liebe, ein spiritueller Weg, unabhängig von Religion, aber immer voller Gottvertrauen. „Die Suche nach der Wahrheit ist immer eine Suche nach Gott“ lautet ein Satz aus einem meiner letzten Lieblingsbücher (von Luca Rohleder).
Für mich stellt es sich so dar, dass alles, was auf dieser Suche, auf diesem Weg nur Anhäufung von persönlicher Macht dient, Unsicherheit und Misstrauen bei den Menschen weckt, was nicht voller Liebe zum Wohle aller eingesetzt werden kann, nicht der spirituellen Entwicklung dient, sondern mehr esoterischen Zwecken.
Und manche der aktuellen Entwicklungen, die Aussagen über ein mögliches Transformationsgeschehen, verorte ich persönlich ebenfalls in diesen Bereich. Je offener man wird für spirituelle Lehren, umso schneller wird man in Versuchung geführt und dazu aufgefordert, das Gehörte zu hinterfragen.
Meine Suche nach Gott und der Wahrheit, nach dem „Etwas“ in meinem Leben, hat sich gewandelt und ist zu einer Lebensphilosophie geworden.
Ich lasse mich finden. Um es mit den Worten frei nach „Ein Kurs in Wundern“ zu sagen: „Wenn Liebe in unserem Herzen ist, sind alle unsere Handlungen richtig. Wenn jemand mit gegenüber Liebe ausdrückt, drücke ich ebenfalls Liebe aus. Wenn jemand mir gegenüber nach Liebe ruft, schenke ich ihm Liebe.“