letzte Aktualisierung am 26. Mai 2020 durch Redaktionsteam
Warum Selbstannahme die notwendige Basis jeder persönlichen Weiterentwicklung bildet.
Fällt es Dir gelegentlich schwer, Dich selbst annehmen, Dir selbst Dein bester Freund zu sein?
Kannst Du Dich selbst akzeptieren so wie Du bist? Auch trotz Deiner vorhandenen Unzulänglichkeiten, Macken und Marotten? Oder leidest Du darunter, dass Dein Selbstbild von deinem Selbstideal abweicht?
Die Begriffe Selbstannahme und Selbstakzeptanz werden häufig synonym gebraucht. Sie setzen Deine Fähigkeit voraus, Dir mit Selbstachtung und Selbstmitgefühl begegnen zu können.
Inhalt
- Sei Dir selbst genug
- Selbstannahme bildet das Fundament
- Selbstreflexion führt zur Selbstannahme
- Die drei Ebenen der Selbstannahme nach Branden
- Lerne Dich selbst wertzuschätzen
- Die Fähigkeit, Dir selbst vergeben zu können
- Begib Dich auf die Suche nach dem Warum
- Dich auf den Gefühle einzulassen besitzt heilende Kraft
Sei Dir selbst genug
Selbstannahme ist nicht zu verwechseln mit Selbstliebe. Wer selbstverliebt ist, der erklärt sich selbst zum Maß aller Dinge. In ihrer extremsten Form endet Selbstverliebtheit in Narzissmus und hat mit einem gesunden Selbstbewusstsein nichts gemein.
Er ist vielmehr der Ausdruck einer Persönlichkeitsstörung, die durch Selbstdarstellung von ihren Selbstzweifeln abzulenken versucht.
Wer sich dagegen selbst annimmt, kennt als Ergebnis einer ehrlichen Selbstreflexion seine eigenen Schwächen und betrachtet diese als Herausforderung an ihnen zu arbeiten. So z.B. mehr zu handeln, statt nur zu reden.
Selbstannahme ist damit elementarer Bestandteil auf dem Weg zu einem vernünftig entwickelten Selbstbewusstseins.
Sie ermöglicht es Dir auch andere mit ihren Eigenheiten zu verstehen, zu akzeptieren, wertschätzen und zu lieben.
Durch Selbstannahme gelangst Du zu wahrem inneren Frieden und wirst zu einer Persönlichkeit reifen, die in der Lage ist auch Selbstliebe zu entwickeln.
Ein Mangel an Selbstannahme geht in der Regel Hand in Hand mit Selbstzweifeln einher.
Sie führt über die Etappen Selbstunzufriedenheit, Selbstverurteilung, Selbsterniedrigung zu selbst verursachtem Unglück.
Deine Fähigkeit zur Selbstannahme/Selbstakzeptanz die Dich zur Selbstliebe befähigt, fördert dagegen Deine positive Eigenschaften und Stärken.
Zu ihnen zählen unter anderem:
- Achtsamkeit
- Gelassenheit
- deine Fähigkeit zur konstruktiven Selbstkritik
- Positive Selbstzufriedenheit
- Sinn für Humor
- mentale Stärke
- Zuversicht und Optimismus
- Dankbarkeit
- Lebensfreude
Selbstannahme bildet das Fundament
Selbstannahme bildet die notwendige Grundlage für positive Veränderung, Weiterentwicklung und persönliches Wachstum. Ihre Bedeutung kann gar nicht stark genug betont werden.
Nicht wenige Menschen fokussieren sich auf ihre Unzulänglichkeiten, begangene Fehler, erlittene Rückschläge oder (vermeintliche) Niederlagen.
Ihre Erfolge nehmen sie dagegen kaum wahr oder messen ihnen weniger Bedeutung zu als ihren Niederlagen.
Das sind fatale Denkgewohnheiten, mit denen sich Menschen selbst ins Abseits begeben.
Dagegen führt Selbstakzeptanz führt zu einer positiven Persönlichkeitsentwicklung und setzt eine Aufwärtsspirale in Gang.
So entwickelst Du ein größeres Selbstbewusstsein.
Selbstannahme verleiht Dir ein ganz neues Gefühl der Sicherheit, das die Grundlage selbstsicheren Handelns und souveränen Entscheidungen ist.
Du wirst persönlich wachsen und Deine Grenzen nach oben verschieben..
Du wirst lernen, besser mit Kritik umzugehen. Kritik an Dir oder deinem Handeln hast Du in der Vergangenheit häufig dann als besonders verletzend empfunden, wenn sie Deinem Selbstbild widersprach und Dein Selbstbild in Frage stellte.
Sie traf dann einen sogenannten „wunden Punkt“ von Dir.
Wenn Du jedoch in der Lage bist, dich selbst anzunehmen, bist Du dir deiner Schwächen bewusst und kannst Kritik konstruktiv annehmen, ohne diese persönlich zu nehmen.
Die frohe Botschaft ist, dass Du Selbstannahme lernen und systematisch entwickeln kannst.
Selbstannahme wird Deine gesamte Selbstwahrnehmung positiv beeinflussen. Zudem wird sie Deine Paradigmen dieser Welt verändern. Du lernst Dich und andere mit ihren Schwächen zu akzeptieren.
So wirst nicht mehr Projektion als Selbstschutzinstrument benötigen. Mit dir selbst im Reinen zu sein, macht es dir gleichzeitig auch möglich, die Dinge und andere Menschen im Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Frei nach dem Motto: „Ich bin ich und „Du bist du“. Du wirst sowohl dankbarer als auch glücklicher werden, wenn es dir gelingt, Dich selbst akzeptieren zu können. Du wirst positiv selbstzufrieden.
Um Dich in Selbstannahme zu trainieren, ist es hilfreich, dich etwas mehr mit Dir und den verschiedenen Facetten deiner eigenen Persönlichkeit zu beschäftigen.
Vielleicht bist Du selbst der Meinung, dich selbst bereits ganz genau zu kennen. Doch häufig liegen Selbstbild und Fremdbild weit auseinander.
Reflektiere zu Beginn Deiner bewussten Persönlichkeitsentwicklung ganz ehrlich deine Stärken, Schwächen, Eigenheiten und Besonderheiten.
Über welche Talente, Begabungen, Fähigkeiten verfügst Du? Was sind Deine Werte und Ideale? Bringst Du sie durch Dein Handeln bereits zum Ausdruck?
Hol Dir dazu unbedingt auch das Feedback von Menschen ein, die Dich wertschätzen.
Ein Blick durchs sogenannte Johari-Fenster ist ungemein hilfreich. Freunde, Verwandte, Bekannte, Deine Familie machen das.
So erhältst Du unter Umständen völlig neues und Dir bislang nicht bekanntes Bild von Dir.
Selbstreflexion führt zur Selbstannahme
Selbstliebe ist das Ergebnis von Selbstreflexion und setzt Selbstannahme und Selbstakzeptanz voraus.
Vielen Menschen fällt das anfänglich sehr schwer. Und es ist in der Tat nicht immer einfach, ehrlich zu und mit Dir selbst zu sein.
Vielleicht machst Du Dir dann und wann selbst etwas vor, um Dich zu schützen oder die Diskrepanz zwischen deinem Selbstbild und deinem Selbstideal nicht ins Uferlose anwachsen zu lassen.
Dies geschieht meist unbewusst. Wenn Du dich aber erst einmal bedingungslos selbst annimmst, kannst Du damit aufhören, dir Deine eigenen Fehler schön zu reden oder sie zu verdrängen.
Dir Deine eigenen Schwächen einzugestehen, ohne Dich dafür verurteilen oder schlecht fühlen zu müssen, ist ein Zeichen wahrer Stärke und nicht etwa der Schwäche!
Häufig wird der Begriff Selbstannahme auch mit Selbstliebe gleichgesetzt. Er bedeutet jedoch etwas anderes. Bedingungslose Selbstliebe ist das Endziel. Dich selbst zu lieben – so wie Du bist. Mit allen Unzulänglichkeiten, Macken und Marotten. Bedingungslos.
Dieses Vorhaben ist häufig nicht über Nacht erreichbar. Du hast in Jahren oder gar Jahrzehnten gelernt (bekommen), nicht nur selbstkritisch, sondern häufig auch selbstzweifelnd zu sein.
Selbstannahme ist der Beginn um Dein Selbstbewusstsein zu entwickeln und Dich zur Selbstliebe zu befähigen.
Selbstliebe beinhaltet eine positive Selbstzufriedenheit.
Sie entsteht, wenn aus innerer Stärke, positiven Charaktereigenschaften und Resilienz, Souveränität entsteht, die eine wahre Persönlichkeit kennzeichnet.
Bedingungslose Selbstliebe ist ein anspruchsvolles Ziel, an dem viele scheitern. Selbstannahme, gefolgt von Selbstakzeptanz sind allerdings die ersten bedeutenden Schritte in die richtige Richtung.
Nathaniel Branden erklärt in seinem Bestseller „Die sechs Säulen des Selbstwertgefühls auch den Zusammenhang zwischen Selbstannahme und Selbstwertgefühl. Er schreibt dazu:
„Wenn Du Dich nicht selbst annimmst, kannst Du weder ein Selbstwertgefühl haben, bzw. eins entwickeln. Selbstannahme und Selbstwertgefühl sind sogar so eng miteinander verknüpft, dass beide gelegentlich miteinander verwechselt werden.“
Den Unterschied erklärt er dabei wie folgt: Während das Selbstwertgefühl etwas ist, was Du erfährst, ist die Selbstannahme etwas, was Du tust.
Positiv ausgedrückt: Selbstannahme ist Deine Fähigkeit, in einem freundschaftlichen Verhältnis zu Dir selbst zu stehen.
Die drei Ebenen der Selbstannahme nach Branden
Nach Nathaniel Branden hat das Konzept der Selbstannahme drei Bedeutungsebenen:
Lerne Dich selbst wertzuschätzen
Dich selbst annehmen heißt, auf Deiner Seite stehen –für Dich selbst (da) zu sein. Im fundamentalsten Sinne hat die Selbstannahme etwas damit zu tun, dass Du deinen eigenen Wert schätzt und Dich Deinem Selbst verpflichtet fühlst –als Ergebnis deines Lebendigseins und Deines Bewusstseins.
Sie ist ein Akt der Selbstbejahung –ein natürlicher Egoismus, auf den Du ein Geburtsrecht hast und dem Du unter Umständen dennoch aus eigener Kraft zuwiderhandelst und dich darüber hinwegsetzt.
Lehnst Du dich auf einer so tiefsitzenden Ebene selbst ab, macht es keinen Sinn hat, auf dein persönliches Wachstum hinzuarbeiten, solange Du dieses Problem nicht gelöst ist.
Solange dieses ausgespart bleibt, wird kein Bemühung erfolgreich sein, kein Lernerfolg tatsächlich integriert werden und es werden keine nennenswerten Fortschritte gemacht werden.
Es geht um die Einstellung, Dich in einem grundlegenden Sinne selbst anzunehmen. Diese Einstellung kann Dich beflügeln, Dich allen Dingen zu stellen, denen Du Dich in Deinem Innern stellen musst, ohne in Selbsthaß zu verfallen, Deinen Wert als Person selbst in Abrede zu stellen oder Deinen Lebenswillen aufzugeben.
Zu dieser Einstellung gehört die Erklärung: »Ich beschließe, mich selbst wertzuschätzen, mich selbst mit Respekt zu behandeln und für mein Existenzrecht einzutreten.«
Dieser erste Akt der Selbstbejahung ist die Grundlage, auf der sich dein Selbstwertgefühl entwickeln kann.
Die Fähigkeit, Dir selbst vergeben zu können
Zur Selbstannahme gehört die Bereitschaft zu erfahren –das heißt, real ohne Leugnen oder Ausflüchte wahrzunehmen –, dass Du das denkst, was Du denkst, das fühlst, was Du fühlst, das begehrst, was Du begehrst, das getan hast, was Du getan hast und das bist, was Du bist.
Es ist die Weigerung, irgendeinen Teil von Dir – Deinen Körper, Deine Emotionen, Deine Gedanken, Deine Handlungen, Deine Träume als Dir fremd, als »das bin ich nicht« zu betrachten.
Sie ist die Bereitschaft, die Tatsachen Deines Seins in einem bestimmten Moment zu erfahren und Dich nicht davon zu distanzieren –das heißt, Deine Gedanken zu denken, Dich zu deinen Gefühlen zu bekennen, der Realität deines Verhaltens gegenwärtig zu sein.
Die Bereitschaft, deine Gefühle zu erfahren und zu akzeptieren, bedingt nicht, dass deine Emotionen bei dem, was Du tust das letzte Wort haben (müssen).
Wenn Du Schmerzen, Wut, Angst oder in unangemessener Weise Lust empfindest, dann empfindest Du sie; lehne sie nicht als vernunftwidrig ab, leugne sie nicht und versuche ebenso wenig, sie (rational) weg zu erklären.
Du fühlst, was Du fühlst und Du akzeptierst die Realität deiner Erfahrung. Wenn Du Dinge tust, für die Du Dich später schämst, so bleibt dennoch die Tatsache, dass Du sie getan hast; das ist die Realität –und such in deinem Hirn nicht nach Schleichwegen um die Fakten verschwinden zu lassen.
Du bist bereit (und in der Lage), dem stand zuhalten, von dem Du weißt, dass es wahr ist. Was ist, ist.
»Akzeptieren« heißt mehr als nur »anzuerkennen« oder »zugeben«. Es heißt erfahren, in der Gegenwart stehen, dich mit der Realität befassen und ins Bewusstsein aufzunehmen.
Begib Dich auf die Suche nach dem Warum
Zur Selbstannahme gehört die Idee des Mitgefühls, Dir selbst ein Freund zu sein.
Angenommen, Du hast etwas getan, das Du bedauerst oder dessen Du Dich schämst und Du Dir deswegen Vorwürfe machst.
Die Selbstannahme leugnet nicht die Realität, sie sucht nicht nach Argumenten, wonach das, was falsch ist, in Wirklichkeit doch in Ordnung ist; was sie aber tut, ist, dass sie nach den Hintergründen fragt, im Rahmen derer Du das Besagte getan hast.
Sie möchte verstehen, warum. Sie möchte wissen, warum etwas, das falsch oder unangemessen ist, Dir zu dem Zeitpunkt, als Du es tatst, erstrebenswert, angemessen oder gar notwendig erschien.
Auch die rabiatesten Handlungen können vor einem bestimmten Hintergrund durchaus einleuchtend erscheinen. Was nicht heißt, dass sie gerechtfertigt sind; es heißt nur, dass sie nachvollziehbar sind.
Du kannst irgend etwas, was Du getan hast, verurteilen und dennoch aus einem (selbst)mitfühlenden Interesse heraus die Motive hinterfragen, die Dich dazu veranlasst haben.
Ich kann mir dennoch ein Freund sein. Was nicht heißt, dass Du nach Ausflüchten oder nach rationalen Hintertürchen suchst oder dich aus der Verantwortung stehlen willst.
Nachdem Du die Verantwortung für das, was Du getan hast, übernommen hast kannst Du tiefer und an die Hintergründe herangehen. Ein guter Freund könnte in dieser Situation zu Dir sagen; »Das war deiner unwürdig. Sag, wie kamst du nur auf die Idee, das könnte in Ordnung oder auch nur zu rechtfertigen sein?«
Und genau das kannst Du auch zu Dir selbst sagen. Ein solches annehmendes, mitfühlendes Interesse fördert keine negative Verhaltensweise, sondern macht sie eher unwahrscheinlich.
Dich auf den Gefühle einzulassen besitzt heilende Kraft
Du musst Dich unerwünschten Emotionen gegenüber öffnen, sie ungeschmälert erfahren und sie nicht nur oberflächlich erkennen. Dich auf die Erfahrung Deiner Gefühle einzulassen, hat eine direkte heilende Kraft.
Du kannst irgendeine Tatsache erkennen und dennoch so schnell darüber hinweggehen, dass Du dich nur in der Illusion wiegst Du praktiziertest Selbstannahme: in Wirklichkeit praktizierst Du Leugnen und Selbstbetrug.
Nehmen wir an, dass das was Du getan hast ein Fehler war. Du hast den Fehler zugegeben, reicht das nicht? –, womit sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Du den gleichen oder einen ähnlichen Fehler wieder machst. Selbstannahme ist die Voraussetzung für Veränderungen und persönliches Wachstum.
Wenn Du mit einem Fehler, den Du gemacht hast, konfrontiert werde, so kannst Du daraus für die Zukunft lernen.
Um aus einem Fehler zu lernen, musst Du ihn Dir erst selbst eingestehen können.
Wenn Du Dich weigerst, die Tatsache zu akzeptieren, dass Du oft unbewusst lebst, wie willst Du dann lernen, bewusster zu leben?
Wenn Du Dich weigerst zu akzeptieren, dass Du oft unverantwortlich lebst, wie willst Du es dann lernen, verantwortlicher zu leben?
Erst wenn Du zu akzeptierst, dass Du oft zu passiv bist, kannst Du lernen, aktiver zu werden!
Du kannst keine Schwäche überwinden, deren Realität Du leugnest. Du kannst keine Eigenschaften ändern, bei denen Du darauf beharrst, dass Du sie nicht hast.
Du kannst Dir keine Tat vergeben, bei der Du nicht anerkennst, dass Du sie begangen hast Du kannst akzeptieren, was ist (oder war) und entschlossen sein, Dich von diesem Punkt aus weiterzuentwickeln.
Nicht annehmen, sondern leugnen blockiert. Du kannst erst wirklich für Dich sein und Selbstwertgefühl aufbauen, wenn Du Dich selbst akzeptieren lernst.