letzte Aktualisierung am 18. April 2021 durch Redaktionsteam
Kyudo, das japanische Bogenschießen, ist vor allem eines: Ein ideales geistiges Training zur Entwicklung deiner Persönlichkeit. Es schult deine Konzentrationskraft und Gelassenheit. Zudem schärft es deine Körperwahrnehmung und wirkt sich positiv auf deine Körperhaltung, Balance und Bewegungskoordination aus.
Kydo- der Weg ist das Ziel
Viele Europäer beherrschen ihren Bogen inzwischen wie die Asiaten. Kyudo funktioniert nicht mit elektronischem Zielvisier, sondern durch akkurate Bewegung – ohne Hightech!
Beim Kyudo, dem japanischen Bogenschießen, ist Treffen nicht das Wichtigste. Kaum vorstellbar für westliche Sportler. Aber beim Kyudo ist der Weg das Ziel, ein Weg der Selbsterfahrung.
Perfektion erfordert Disziplin
Im Übungsraum, dem so genannten Dojo, wird hart und diszipliniert für den vollendeten Schuss trainiert. Hier gibt es feste Regeln für alles, auch die Kleidung ist einheitlich: das weiße Hemd Gi und der schwarze Hosenrock Hakama. Durch Disziplin sollen Ablenkungen vermieden und die Konzentration erhöht werden.
In Deutschland gibt es mittlerweile ca. 2.000 japanische Bogenschützen. Kyudo ist eine introvertierte Übung. Es wird dabei kaum gesprochen. Gerade das schätzen die Meisten besonders. Es wird von Vielen als eine Art Meditation empfunden, als Mittel, um Stress und Spannungen abzubauen.
Anfänger müssen zuerst den richtigen Bewegungsablauf einstudieren. Dafür schießen sie auf Strohballen in nur drei Metern Entfernung. Übermäßige Kraft braucht man nicht, dafür aber viel Geduld. Denn die Technik ist sehr schwierig und erfordert den ganzen Körper und viele Muskelpartien, von deren Existenz man kaum etwas ahnt.
Die westlichen Bögen sind technisch aufgerüstet – mit Stabilisatoren, Ausgleichsgewichten und Ähnlichem. So etwas gibt es beim japanischen Bogen nicht. Hier leistet der Körper die ganze Arbeit und muss den Ausgleich bieten. Auch eine Zieleinrichtung gibt es beim Kyudo-Bogen nicht. Das macht für viele Bogenschützen den Reiz aus. Die Philosophie: der „Schuss ins ich“, Wille und Ehrgeiz loszulassen. Der Pfeil wird nicht abgeschossen, er soll sich ohne Absicht von alleine lösen.
Kydo ist das Bezwingen des Ego
Ein Kyudo-Schüler schildert die Bedeutung des Bogenschießens:
„So wie der Pfeil fliegt, so ist man. Das ist immer eine wahnsinnige Desillusionierung, wenn man sieht, wie man tatsächlich geschossen hat. Der Pfeil zeigt es einem in Bruchteilen einer Sekunde danach. Es ist für mich eine radikale Selbstauseinandersetzung.“
Denn auch ein Kyudo- Schütze will schlussendlich ins Schwarze treffen. Der größte Konkurrent beim Kyudo sind nicht die anderen, sondern das eigene Ego, das bezwungen werden soll.