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Die Schuldfrage, eine Frage des Glaubens?

Erstpublikation

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letzte Aktualisierung am 24. Januar 2021 durch

ein Beitrag von Jessica Arndt

Liebe und Schuld, wie passt das zusammen?
Die beiden Begriffe sind  sehr mächtige Worte und die mit ihnen  verbundenen  Themen sind hochemotional belastet.
Sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne.

Die Schuldfrage im Alltag

Wie oft begegnen wir dem Schuldbegriff im Alltag? Wahrscheinlich noch häufiger als der Liebe:
Von den Schulden / Sünden reinwaschen
Sich schuldig bekennen
DU bist schuld!
Der Schuldige / Der Schuldner

Nur einige wenige Schlagbegriffe, die wir allzu gern und allzu sorglos verwenden.

Die kleine Seele spricht mit Gott

Schuld führt zu Angst

Dabei bedeutet Schuld nichts anderes als Angst. Schuldgefühle führen zu nichts anderem als Angst in uns.

Sie bedeuten somit die Abkehr von der Liebe. Die Abkehr von uns selbst und das Verschließen unseres Herzens.

Die Beichte in der Kirche bietet die Möglichkeit, Buße zu tun. Damit sind dann die Sünden vergeben. Ist das so?

In Rechtsprozessen bekennt man sich schuldig. Als Täter wird man einer Strafe zugeführt und verübt dadurch Buße. Doch ist einem damit auch vergeben?

In früheren Zeiten wurden Schuldbekenntnisse oft unter schlimmsten Foltermethoden erzwungen. Diese Zeiten sind heute (zumindest bei uns) vorbei.

Aber der fade Beigeschmack beim Thema Schuld ist geblieben. Auch weil man anderen etwas schuldig ist, man sozusagen in deren Schuld steht. Das heißt, man muss etwas ausgleichen.

Und hat dies bislang noch nicht erledigt. „Geldschulden sind Ehrenschulden“ lautet ein bekannter Spruch.

Häufig war es für die Beteiligten nicht so leicht aus dieser mißlichen Lage zu entkommen. Denn Ehrenschulden wogen besonders schwer.

Heutzutage sind die Sitten zwar nicht mehr ganz so rauh, doch ein Makel haftet den Beteiligten nach wie vor an.

Seine Schuld auszugleichen bedeutet somit, die Balance wieder herzustellen.

Die Macht der Angst, die gefährlicher ist als Corona

Du bist schuld…

Und wie häufig hören wir die anklagenden Worte „DU bist schuld!“ von unserem Partner?!

Oder im Job von Kollegen oder gar Vorgesetzten? Wie oft heißt es bei einer Trennung „Wer von beiden ist schuld?“

Eine gern gebrauchte Ausrede ist dann die vermeintliche Affäre oder der nicht vorhersehbare Seitensprung.

Die Schuldfrage ist schnell gestellt und fast genauso schnell beantwortet. Dabei kommt es zu großen Scherbenhaufen bei allen Beteiligten.

Ein Schuldiger ist gefunden und er möchte nun bitte Buße tun, zur Rechenschaft gezogen werden.

Manchmal ist die Bitterkeit so groß, dass noch viel schlimmeres dabei herauskommt. Man wird taub für Argumente und unfähig für jegliche Kommunikation. Gefühle außer Kontrolle.

Emotionalität statt Rationalität.

Man sitzt im Jammertal und sieht sich ausschließlich in der Position des Opfers. Doch ist das wirklich so?

Im NLP gibt es einen tollen Satz „Es gibt immer einen, der es tut und einen, der es zulässt.“ Das bedeutet soviel wie: Es gibt eine aktiv handelnde Person und eine passiv zulassende Person.

In der konkreten Situation ist diese Kenntnis oft nicht vorhanden, doch in der Rückschau auf so manches Ereignis erkennt man häufig die Zusammenhänge. 

Das eröffnet eine Perspektive, die einen nachdenken lässt. Wer ist aktiv und wer passiv? Und wie passt das mit der Schuld zusammen?

Schuld fordert Strafe

Laut „Ein Kurs in Wundern“ ist Schuld immer an konkrete Ereignisse aus unserer Vergangenheit geknüpft.

Dabei bedeutet Schuld nichts anderes als die negativen Gefühle und Überzeugungen uns selbst gegenüber sowie eigene Erfahrungen. Das Erkennen von Schuld erwartet immer eine Form von Bestrafung.

Dies führt direkt in die Angst. Auch Angst vor der Strafe und dem Zorn Gottes. Dies hat allerdings nichts mit der Wirklichkeit Gottes zutun. Gott ist Liebe. Die Angst stammt aus der Projektion unserer Schuld auf Gott.

Verweilt man auf dieser übergeordneten Ebene, tauchen weitere Fragen auf:
Welche Gründe gibt es für die Schuldzuweisungen? Oder handelt es sich bloß um Ausreden?

Der Unterschied hierbei liegt darin, dass Gründe objektiv zu erklären sind und gewichtet werden können, während Ausreden tatsächlich nichts anderes als Schuldzuweisungen sind, um sich davonzustehlen und das Problem anderen in die Schuhe schieben zu wollen.

Warum schiebt man die Schuld auf jemand anderes? Warum erkennt man den eigenen Anteil nicht? In jeder Auseinandersetzung gibt es mehrere Beteiligte und jeder trägt auf seine Weise zum Ausgang bei. Jeder hat also seinen Anteil.

Die Schuld auf jemand anderes zu schieben ist nur eins: sich nicht dem Problem stellen, sich der Situation entziehen und vor allem, die Verantwortung scheuen!

Der wahre Kern der Schuldfrage

Und damit erreichen wir den Kern des Problems: die Übernahme von Verantwortung!
Ein nicht weniger mächtiger Begriff, allerdings wesentlich weniger furchteinflößend als Schuld. Verantwortung zu übernehmen ist ein Zeichen von Reife, von Stärke und auch von Größe.

Verantwortung im Leben zu übernehmen bedeutet, sich selbst und seiner Aufgaben bewusst zu sein. Zu erkennen, dass man für sein Glück, sein Lebensglück, selbst verantwortlich ist. Dass man die notwendige Kraft besitzt, sein Leben zu meistern und seinen eigenen Weg zu gehen.

Ohne in ein Opferbewusstsein zu verfallen und ohne andere zu involvieren. Es bedeutet auch die Einsicht, dass man immer die jeweilige Situation mit herbeigeführt hat.

Ob bewusst oder unbewusst. „Mensch sein, heißt Verantwortung fühlen“ schreibt Antoine des Saint-Exupéry (aus „Der kleine Prinz“).

Die Übernahme von Verantwortung impliziert immer eine Frage: Befinde ich mich in meinen Angelegenheiten?

Bei einer Schuldzuweisung auf eine andere Person befindet man sich in der Regel in den Angelegenheiten dieser Person.

Und das ist auch einer der wesentlichen Unterschiede zwischen Schuld und Verantwortung. Schuld überträgt man auf jemand anderes, man spricht ihn schuldig. Verantwortung übernimmt man. Die kann man nicht von außen übertragen bekommen. In dem Moment, in dem sich jemand schuldig bekennt, bekennt er sich auch zu der Verantwortung für sein Vergehen.

Selbst der schlimmste Scheidungskrieg hat immer zwei Verlierer, wenn keiner bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, sondern Respektlosigkeiten, Beleidigungen,  Schuldzuweisungen und Racheschwüre an der Tagesordnung sind.

Wo bleibt denn aber die Schuld, wenn es eigentlich um die fehlende Bereitschaft der Übernahme von Verantwortung geht? Sie löst sich im Nirgendwo auf.

Gott suchen und dabei zu Dir selbst finden

Schuld und Verantwortung

Das Übertragen von Schuld gibt die Verantwortung ab. Für die vollständige menschliche Entwicklung ist die Übernahme von Verantwortung allerdings unerlässlich.

Bedient man sich wieder der Spiritualität, wird diese Sichtweise noch deutlicher.

Und sie macht Mut. Mut dazu, zu sich zu stehen. Mut dazu, Verantwortung für sich selbst und sein Handeln zu übernehmen. Mut dazu, auch mal „Nein“ zu sagen und Konsequenzen in Kauf zu nehmen. Und vor allem Mut dazu, Entscheidungen zu treffen!

Aus einer übergeordneten Sicht impliziert die Schuldfrage immer die Trennung zwischen Gott und dem Menschen. Mit eigenen Schuldvorwürfen spielt das Ego dem Selbst einen Streich. Dadurch geht man in die Vermeidung und nicht in die Verantwortung. In der Bibel steht „Gott macht keine Fehler“ – eine vielfach und vielgedeutete Textstelle.

„Wenn wir unser Leben in Gottes Hände geben, übernehmen wir ultimativ die persönliche Verantwortung, da Gott nicht außerhalb von uns ist, sondern in uns wohnt.“ ~ Marianne Williamson

Unter dieser Annahme und der, dass alles immer Gottes Willen entspricht, gibt es keine Schuld. 

Schuld als Flucht in die Angst

Es kann keine geben. Ebenso wenig wie es in Gott richtig oder falsch gibt. Durch Schuldgefühle flüchten wir in die Angst. Angst, unvollkommen zu sein; Angst, nicht geliebt zu sein; Angst, nicht wertvoll zu sein. Die Angst hindert uns daran, unsere Liebesfähigkeit zu entdecken. Sie hindert uns daran, unser Herz zu öffnen und uns selbst anzunehmen.

„Der einzige Weg, irgendetwas zu verändern, ist, es zu lieben“ heißt es in  „Die Regulus Botschaften“. Sobald Du anfängst, Dich selbst in der jetzigen Situation anzunehmen und Liebe und Dankbarkeit zu fühlen, stellt sich die Schuldfrage nicht mehr.

An ihre Stelle tritt die Bereitschaft, eigenverantwortlich zu handeln. Bei und mit vollem Bewusstsein. Und in Frieden mit Dir selbst.

ein Beitrag von Jessica Arndt

 

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