StartInspirationDie Begegnung vom Frosch mit der Fliege

Die Begegnung vom Frosch mit der Fliege

Erstpublikation

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letzte Aktualisierung am 29. Mai 2021 durch Redaktionsteam

Die Geschichte über einen Frosch auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Entdeckung der wahren Liebe
Autorin: Zora Gienger

Einst lebte ein kleiner Frosch in einem großen Teich zusammen mit seiner hübschen Froschfrau.

Gemeinsam hatten sie unendlich vielen Kaulquappen zum Leben verholfen und meisterten ihren Alltag so gut sie konnten.

Nach einigen Jahren holte die beiden die Eheroutine ein. Sie langweilten sich miteinander, hatten sich nichts mehr zu sagen, lebten nur noch nebeneinander her und schielten heimlich nach anderen Lebenspartnern.

Manchmal stritten sie sich auch. Dann warfen sie sich gegenseitig Oberflächlichkeit und mangelndes Interesse an ihrem ehelichen Miteinander vor.

Außerdem erwarteten sie voneinander, dass sich der Partner ändern solle, sich mehr Mühe gäben möge, dass sie mehr miteinander unternehmen und sich gegenseitig mehr wertschätzten.

Doch nichts von dem geschah- außer, dass sie endlos miteinander diskutierten und sich schlecht fühlten.

Da beschloss der kleine Frosch eines Tages, eine solch aufreibende, langweilige und unlebendige Beziehung nicht mehr führen zu wollen. Das, was er da erlebte, konnte doch noch nicht alles im Leben gewesen sein!

Es musste doch noch mehr geben, irgendetwas, das ihn erfüllte. Es musste ein anderes Leben sein, eines das Sinn machte und ihm Lebendigkeit und Lebensfreude schenkte. Nach diesem Leben wollte er suchen.

So packte er seine Sachen, verließ seine Froschfrau und hüpfte über die grüne Wiese davon, bis er den großen Tümpel der umliegenden Felder erreichte.

Das hurtige Hüpfen hatte ihn hungrig gemacht, und wie es der Zufall wollte, flog eine dicke, fette Fliege direkt auf ihn zu. Ein leckereres Abendessen konnte er sich gar nicht vorstellen!

Gierig öffnete der kleine Frosch sein Maul und wollte mit seiner langen Zunge den dicken Brummer fangen, als die Fliege plötzlich laut surrend auf seinem Rücken landete und sich nicht mehr mit der Zunge erreichen ließ.
Lass mich leben!“ bat sie.

Die dicke Fliege redete mit ihm. Aber das konnte doch nicht sein! Der kleine Frosch hatte noch nie mit seinem Essen gesprochen!

Doch! Du kannst mich verstehen, kleiner Frosch! Du bist doch fremdsprachenbegabt.

„Quatsch!“ antwortete der kleine Frosch barsch und fügte patzig hinzu: „Mit dem Essen spielt man nicht! Und mit Lebensmitteln redet man erst recht nicht!“

Lass mich leben“, bat die Fliege erneut, „und dann werde ich dir helfen, deine Herzenswünsche zu erfüllen.
„Was weißt du schon von meinen Herzenswünschen!“ brauste der kleine Frosch auf.

Eine ganze Menge! Du bist auf der Suche nach dem Sinn des Lebens!

„Oha! Woher weißt du das?“

Jetzt war der kleine Frosch wirklich sehr überrascht.

Ein Frosch, der freiwillig aus dem größten Teich weit und breit weg hüpft, seine allerschönste und liebreizende Froschfrau links liegen lässt und in diesem sumpfigen Tümpel landet, der ist auf der Suche nach sich selbst und letztendlich nach dem Sinn des Lebens. Hab ich Recht?

Der kleine Frosch quakte laut auf. Er musste wohl verrückt geworden sein. Er redete mit seinem Essen und stellte dabei auch noch fest, dass seine Mahlzeit äußerst klug war und besser über sein Leben Bescheid wusste als er selbst.

Er brauchte dringend Beruhigungstropfen, denn irgendetwas lief hier völlig aus dem Ruder.
Jetzt sei ein lieber Frosch und lass mich am Leben! Ich kann dir deine innigsten Fragen beantworten.

„Ach ja, ausgerechnet du! Du bist eine dumme, dicke Fliege, hast nicht viel im Hirn und hässlich bist du obendrein. Ich sollte dich verspeisen, denn das ist es, was meine Bestimmung ist. Wir Frösche essen nun mal Fliegen, fertig!“

Das ist wahr, wirklich wahr, aber nicht alles ist so offensichtlich wie es scheint. Steig mal runter von deinem hohen Ross und höre auf, mich zu beleidigen. Ja, es liegt in deiner Bestimmung, Fliegen zu verspeisen, Kaulquappen zu produzieren und dein Frosch sein zu leben. Das ist auch der Sinn deines Lebens. Aber bist du deshalb glücklich? Ich glaube nicht. Du langweilst dich, du langweilst dich in deiner Ehe und du fühlst dich komplett unerfüllt.

Der kleine Frosch staunte erneut nicht schlecht. Was wusste eine dicke, fette, hässliche Fliege, die eigentlich in seinem Rachen hätte landen müssen, von seiner Unerfülltheit im Leben?
„Also gut“, antwortete der kleine Frosch, „Ich werde dich nicht verspeisen, wenn du mir verrätst, was du weißt.“

Die Fliege summte vergnügt und erhob sich vom Rücken des kleinen Frosches. Sie flog direkt auf den kleinen Frosch zu, hielt sich aber in einiger Entfernung, um den Appetit des kleinen Frosches nicht noch mehr anzuregen.
Jedes Geschöpf hat seine Bestimmung im Leben“, sagte die fette Fliege salbungsvoll, „aber wenn du nicht in der Lage bist, dein Leben mit Liebe zu erfüllen, dich selbst und deine Umwelt zu lieben, dann macht alles keinen Sinn.

Der kleine Frosch war nun vollends sprachlos. Er starrte dieses kleine, unscheinbare Geschöpf an und verschluckte sich fast an der Länge seiner Zunge, die er unkontrolliert einzurollen versuchte.
„Was hat die Liebe damit zu tun?“ fragte er.

Na alles!

„So? Wie kann ich das verstehen?“
Ganz einfach kleiner Frosch, wenn du liebst, dann fühlst du dich erfüllt vom Leben, vom Dasein, vom Alltag und von all deinen Lebensaufgaben. Dann empfindest du Freude, richtige Lebensfreude. Diese Lebensfreude schenkt dir wiederum Kraft, um dein Leben zu meistern und deine Gaben und Talente zum Ausdruck zu bringen. Es ist ganz einfach, nicht wahr?

„Aha“, meinte der kleine Frosch und verstand erst einmal gar nichts, „und das funktioniert tatsächlich?“
Ja. Du solltest es allerdings immer wieder tun. Mach, dass die Liebe aktiv wird, jeden Tag und immer dann, wenn es dir in den Kopf kommt. Denn sonst nimmt das Gefühl der Langeweile, der Enttäuschung und des Einerleis wieder von dir Besitz. Du musst dich immer wieder neu entscheiden, zu lieben.
„Ach“, seufzte der kleine Frosch, „ist das nicht furchtbar anstrengend, wenn ich mich dauernd für das aktive Lieben entscheiden soll?“

Im Gegenteil, du Frosch, du! Das Lieben hebt deine Stimmung, erhöht deine Schwingung und lässt dich strahlen. Du hast eine ganz andere Ausstrahlung als bisher.
Eine Liebes-Ausstrahlung. Und du machst dich nicht mehr abhängig von der Erwartung, dass du geliebt werden willst. Es ist dir völlig egal, ob die anderen dich lieben oder nicht. Du alleine liebst! Du machst es einfach! Dadurch bist du ein liebender Frosch, frei und kraftvoll, sinnerfüllt und glücklich. Nicht permanent, aber immer wieder. Du entscheidest dich immer wieder für das Lieben. Zum Beispiel jetzt, indem du mich am Leben lässt und wir Freunde werden können.

„Wir und Freunde? Ich glaube, du spinnst, du fette Fliege!“

Probiere es doch aus! Sei kein Frosch und praktiziere das Lieben, indem wir Freunde sind.

„Klar doch, Fliege. Ich liebe dich als leckere Mahlzeit! Aber doch nicht als Freund! Das gab es ja noch nie!“

Nun kicherte die Fliege.

Das kannst du natürlich so oder so sehen. Aber als Freund hast du viel mehr von mir als das kurze Gefühl der Sättigung. Fliegen gibt es viele auf der Welt, die du verspeisen kannst, aber mich gibt es nur einmal. Überlege es dir. Du kannst jederzeit über dich hinaus wachsen, dich verändern, deinen Blickwinkel und deine Perspektiven neu ausrichten und dich und die Welt mit den Augen der Liebe sehen. Du musst dich nur dafür entscheiden, von ganzem Herzen und mit Leib und Seele!

„Und dann macht das Leben Sinn?“

Ja, weil du dann die Freude erfährst, ein Frosch zu sein und dieses Leben zu leben und zu lieben.

„Darüber muss ich ernsthaft nachdenken“, antwortete der kleine Frosch.
Die fette Fliege kicherte noch einmal.

Ich lass dich dann mal alleine, falls du es dir anders überlegst.“
„Du bist ganz schön mutig, Fliege. Denn es könnte sein, dass ich dich verletzte oder sogar fresse.“

Ja, ich weiß. Kein Geschöpf der Welt ist gefeit vor Verletzungen und Enttäuschungen. Und manchmal – wie in meinem Fall mit dir – vor dem gefressen werden.
Aber ohne den Mut, etwas Neues zu wagen, gibt es keine Entwicklung im Leben. Ich habe den Mut, dir zu vertrauen. Ich lasse mich ein auf dich.

Mit all meiner Fliegen-Liebe. Großes Fliegen-Ehrenwort! Entscheide dich! Du weißt ja, wo du mich finden kannst.“

Und damit surrte die Fliege davon.

Der kleine Frosch setzte sich auf ein Seerosenblatt und überlegte.
Er überlegte und überlegte.

Aber hatte er etwas zu verlieren? Nein, das hatte er nicht. Denn die Langweile und das Gefühl der Sinnlosigkeit waren ja jetzt schon in seinem Leben präsent. Jetzt konnte es nur noch besser werden.

So kam es also, dass sich der kleine Frosch entschied, das Leben zu lieben. Er wurde ein liebender Frosch, der seine Herzensliebe ausstrahlte. Und der sich mit der hässlichen, fetten Fliege befreundete.

Aber das durfte jetzt noch niemand wissen. Noch war es ein Geheimnis. Denn erst musste der kleine Frosch zurück in seinen Teich und zu seiner Froschfrau und allen davon berichten.

Er wollte ihnen allen erzählen, wie wunderbar es war, ein Liebender zu sein und Liebesstrahlen auszusenden und liebende Taten zu vollbringen. Er wollte ein Vorbild sein. Nicht nur für seine Frosch-Frau und seine Familie. Sondern für alle Geschöpfe. Sie sollten erleben, dass es möglich war, den Sinn des Lebens zu finden, indem man liebte.

Seine Frosch-Ehe hatte ja schon von seiner Liebe profitiert. Jeden Tag verknoteten er und seine Frosch-Frau ihre Zungen miteinander und spürten wie sehr sie sich liebten.

Und wenn sich alle dafür entscheiden würden, Liebende zu sein, dann würden eines Tages alle Geschöpfe miteinander befreundet sein.  Fliegen und Frösche, Frösche und Störche und alle, die nach neuen Wegen der Liebe suchen und dazu beitragen , eine neue  liebevolle Welt Realität werden zu lassen.

Copyright: Zora Gienger
Im Advent erscheint ihr neues Märchenbuch für Erwachsene in Kooperation mit getcreactive.de

 

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