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Der Wegbereiter

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letzte Aktualisierung am 23. Mai 2021 durch Redaktionsteam

Der Wegbereiter

Diese Männer und Frauen sagen stets, was sie denken.

Wegbereiter treten direkt, durchsetzungsfähig und entschlossen auf. Doch ehe sie eine Entscheidung treffen, gehen sie ihre Möglichkeiten systematisch und emotionslos durch. Selbstbeherrschung bewundert der Wegbereiter über alles. Er ist skeptisch, analytisch und verlangt sich und anderen viel ab. Außerdem schätzt er seine Unabhängigkeit und ist überdurchschnittlich leistungsbereit. Tatsächlich genießt er den Wettbewerb. Schließlich will er gewinnen.

Eben aus diesem Grund kann er durchaus pragmatisch sein, flexibel, wagemutig und stets hochkonzentriert. Der Wegbereiter ist erfinderisch und häufig mechanisch oder mathematisch begabt. Interessanterweise sind viele Wegbereiter auch musikalisch, was daran liegen mag, dass sie die Struktur von Musikstücken gut entschlüsseln können. Andere wiederum sind besonders begabt, was räumliche Wahrnehmung angeht.

Dies zeigt sich unter anderem in Spielen wie Fußball oder Schach. Viele Wegbereiter verfügen über heroische Züge. Männer und Frauen dieses Typs laufen in ein brennendes Haus, um wildfremde Menschen zu retten.

Systematik

Systematisches Denken heißt, dass man Systeme schafft und analysiert. Das können Brücken sein, die gebaut werden müssen, Motoren, aber auch die ökologische Erforschung eines Teichs. Einfühlendes Denken wiederum meint, dass man sich mit seinem Forschungsgegenstand identifiziert und sich gefühlsmäßig in ihn hineinversetzt, was man auch als Empathie bezeichnet. Empathische Menschen sind mitfühlend und intuitiv veranlagt.

Der »systematische Denker« hat  mehr Testosteron im Blut, weshalb die meisten Systematiker Männer sind. Die Empathiker hingegen verfügen über mehr Östrogen und sind meist Frauen. Und dann gibt es noch jene Männer und Frauen, die in empathischem und systematischem Denken gleich gut sind. Und Frauen, die Systematiker sind, während Männer durchaus Empathiker sein können.  Der Wegbereiter denkt systematischer als andere Typen. Meist sind es Männer, die dem Wegbereitertypus angehören. Ob es nun um das Verständnis von Computern, Autos oder elektronischen Geräten geht oder um das Verhalten von Wölfen, um Logik, Mathematik oder Musik, um Wählerverhalten oder die physikalische Seite des Aufschlags beim Tennis: Wenn Sie regelbasierte Systeme leicht begreifen, verfügen Sie über einen der wesentlichen Grundzüge des Wegbereitertyps.

Testosteron: die Initialzündung

Systematisches Denken steht in Verbindung mit dem Hormon Testosteron. Diese Fähigkeit erwerben wir noch im Mutterleib.

Wenn nämlich das Gehirn des Fötus mit dem Testosteron im Fruchtwasser in Berührung kommt, bilden sich die Gehirnstrukturen für das systematische Denken aus. Das Östrogen im Fruchtwasser hingegen fördert die Ausbildung jener Strukturen, die für empathisches Denken verantwortlich sind.

Sowohl die Östrogen- als auch die Testosteronkonzentration im Fruchtwasser folgt Mustern, die genetisch vererbt sind. Je nachdem, welche Gene Sie mitbekommen haben, drückt sich in Ihnen dominant Östrogen- oder Testosteronaktivität aus, oder Sie weisen viel beziehungsweise wenig von beidem auf. Sie sind also entweder ein Systematiker oder ein Empathiker oder in beidem gleich gut beziehungsweise schlecht.

Testosteron macht sich auf vielerlei Weise bemerkbar. Sehen Sie sich Ihre rechte Hand an. Je mehr Testosteron Sie im Mutterleib abbekommen haben, desto länger ist Ihr Ringfinger im Vergleich zum Zeigefinger. Wenn Sie einer höheren Östrogenkonzentration ausgesetzt waren, sind beide Finger in etwa gleich lang, oder der Zeigefinger ist länger als der Ringfinger. Auch hier zeigen sich in der Persönlichkeitstyp-Studie Parallelen: Menschen vom Wegbereitertypus haben meist einen längeren Ringfinger, während der Ringfinger beim Diplomatentyp gleich lang oder kürzer ist als der Zeigefinger.

Doch nicht alle erwachsenen Wegbereiter waren im Mutterleib bereits hohen Konzentrationen von Testosteron ausgesetzt. Wenn Sie ein Wegbereiter sind, aber keinen längeren Ringfinger haben, heißt das nur, dass Sie erst später im Leben einen Testosteronschub erfahren haben, vermutlich in der Pubertät. Wie auch immer: Das Hormon Testosteron stärkt im Wegbereiter die Fähigkeit zum systematischen Denken, die sich in so vielen Dingen als positiv erweist.

Räumliches Vorstellungsvermögen

da man Testosteron schon seit geraumer Zeit mit überdurchschnittlichem räumlichem Vorstellungsvermögen bei beiden Geschlechtern in Verbindung bringt. Die meisten Jungen, die gerade einmal einen Tag alt sind, sehen mechanische und bewegliche Objekte länger an als Mädchen. Kleine Jungs sind im Vergleich zu Mädchen besser in der Lage, blinkende Lichter über einen Bildschirm zu verfolgen. Jungs lieben Spielzeugautos, Bauklötze, Züge und mechanisches Spielzeug, bei dem sie etwas zusammenbauen oder es herumfahren lassen können. Wenn dann in der Pubertät der Testosteronspiegel ansteigt, lassen die Jungs in den meisten Kulturen Mädchen weit hinter sich, wenn es um Mathe, Geometrie, technisches Zeichnen, Mechanik und Maschinenbau geht.[26] Die Daten der Persönlichkeitstyp-Studie zeigen, dass weit mehr Wegbereiter Ärzte, Mechaniker oder Ingenieure sind als der Durchschnitt.

Das Testosteron im Mutterleib sorgt auf geradezu geniale Weise dafür, dass sich dieses Raumwahrnehmungstalent ausbildet. Das räumliche Denkvermögen ist vorzugsweise in der rechten Gehirnhälfte angesiedelt. Wenn das Gehirn des Fötus im Mutterleib mit Testosteron in Berührung kommt, bildet diese rechte Hemisphäre sich schneller aus als die linke. Dadurch entsteht die Fähigkeit zur überdurchschnittlichen Raumwahrnehmung. Natürlich verändert sich der Testosteronspiegel in der Pubertät, aber auch durch andere Prozesse. Das wiederum verändert unsere Fähigkeit zum räumlichen Denken. So finden Frauen beispielsweise ihr Auto auf dem Parkplatz eher während der Menstruation, wenn also der Östrogenspiegel absinkt, sodass ihr körpereigenes Testosteron besser zum Zug kommt.

 

Die Korrelation zwischen Testosteron und räumlichem Denken ist keine einfach festzustellende. Die Fähigkeit zur Raumwahrnehmung kann sowohl durch zu viel als auch zu wenig Testosteron beeinträchtigt werden. Und natürlich spielen unsere Alltagsgewohnheiten dabei keine unbeträchtliche Rolle. Trotzdem ist die Verbindung zwischen Testosteron und Raumwahrnehmung unleugbar gegeben.

Musik und Sport

Die Fähigkeit zum räumlichen Denken schenkt den meisten Wegbereitern etwas, was man dabei auf den ersten Blick nicht erwarten würde: musikalisches Talent. Der Wegbereiter  erkennt die Komposition, den Aufbau der Tonfolgen. Manche Wegbereiter sind glänzende Komponisten und Arrangeure. Dies liegt daran, dass musikalische Komposition räumliches Denken erfordert. Und ein hoher Testosteronspiegel im Mutterleib begünstigt diese Fähigkeit.

Eigenartig, nicht wahr? Warum sollte die Tatsache, dass ein Kind im Mutterleib mit Testosteron in Kontakt kam, musikalische Fähigkeiten fördern? Darwin war es, der über den entwicklungsgeschichtlichen Wert der Musik nachdachte. Er kam zu dem Schluss, dass unsere Vorfahren Musik zur Werbung einsetzten – ähnlich wie balzende Vögel. Männer produzieren mit zehnfach höherer Wahrscheinlichkeit ein Jazz-, Rock- oder Klassikalbum als Frauen. Normalerweise geschieht dies im Alter von etwa dreißig Jahren, wenn der Mann auf dem Höhepunkt seiner Reproduktionsfähigkeit steht. Noch interessanter ist es, dass die meisten männlichen Musiker einen Ringfinger haben, der länger als ihr Zeigefinger ist, was wiederum auf einen erhöhten Testosteronspiegel im Mutterleib hinweist, aber auch auf eine höhere Anzahl von Spermien.

Männer, die im Mutterleib einem höheren Testosteronspiegel ausgesetzt waren, zeigen im Übrigen auch mehr Talent für bestimmte Sportarten, die räumliches Denken erfordern, wie zum Beispiel Fußball. Und Frauen überall auf der Welt verehren diese testosterongesteuerten Athleten.

Viele Wegbereiter setzen ihre musikalischen oder sportlichen Fähigkeiten aber zu anderen Zwecken ein. Einstein beispielsweise nutzte seine musikalische Begabung zum Denken. Seine Mutter schenkte ihm eine Geige, als er fünf Jahre alt war, und er liebte Musik sein Leben lang, vor allem Mozart. Die Nachbarn hörten ihn oft mitten in der Nacht in der Küche Geige spielen, wenn er mit einem Aspekt der Allgemeinen Relativitätstheorie nicht weiterkam. Einer berichtet: »Dann, ganz plötzlich, brach das Spiel ab, und man hörte ihn rufen: ›Ich hab’s!‹«

Konzentration

Der Wegbereiter  ist zielorientiert, daher konzentriert er sich bei der Arbeit besonders intensiv. Anders als der Entdecker, der immer ein breites Interessensspektrum besitzt, geht die Konzentration des Wegbereiters tief und bleibt dabei sehr zielgerichtet – was ebenfalls am Testosteron liegt.

Testosteron im Mutterleib fördert die Gliederung des Gehirns in bestimmte »Funktionsbereiche«. Das liegt daran, dass Testosteron die Ausbildung und Vernetzung benachbarter Neuronen fördert. Diese Art der »Verschaltung« versetzt den systematisch denkenden Wegbereiter in die Lage, sich besonders intensiv zu konzentrieren. Er kann seine Aufmerksamkeit auf die Teile des Systems richten, ohne sich von überflüssigen Daten ablenken zu lassen. Wahrscheinlich gilt der Wegbereiter auch deshalb als »Haarspalter«. Er konzentriert sich zu oft auf den Baum statt auf den Wald. Vielleicht liebt er auch deshalb Wortspiele und Paradoxa. Diese etwas eigenen Formen des Humors leben von der Gegenüberstellung eigentlich unvereinbarer Ideen.

Und doch ist die Aufmerksamkeit eines Wegbereiters etwas Wunderbares, vor allem, wenn sie sich auf uns konzentriert.

Analytisch, logisch, direkt

Der Wegbereiter ist stolz darauf, dass er so logisch ist. Einer der Charakterzüge, der mit der überdurchschnittlichen logischen Begabung des Wegbereiters einhergeht, ist die Gewohnheit, sehr offen und direkt zu anderen Menschen zu sein. Männer und Frauen mit hohem Testosteronspiegel finden es meist nicht so wichtig, höflich, diplomatisch, respektvoll, aufmerksam und freundlich aufzutreten. Die meisten Wegbereitertypen fühlen sich mit Geplauder und Smalltalk nicht besonders wohl. Sie verlieren nicht gerne viele Worte, hassen es, das Offensichtliche wiederholen zu müssen. Der Wegbereiter sortiert Belangloses lieber aus und konzentriert sich auf sein Ziel. Genau diese Menschen sind es, von denen man immer wieder die Aufforderung zu hören bekommt, doch »auf den Punkt« zu kommen .

Entschlossen, durchsetzungsfähig, fordernd und skeptisch

Der Wegbereiter ist also analytisch, konzentriert und direkt. All das trägt zu seiner grundsätzlich pragmatischen Haltung bei. Achtung vor althergebrachten Traditionen, seien sie nun politischer oder sozialer Natur, irritiert ihn eher. Wenn er gar gezwungen ist, Regeln zu befolgen, die er nicht einsieht, dann tut er das zwar, aber nicht ohne Murren. Wo der Entdecker sich großzügig zeigen kann, der Gründer die Situation stoisch hinnimmt und der Diplomat sich schon aus purer Menschenfreundlichkeit dem Kanon unterwirft, denkt der Wegbereiter praktisch.

Diese Ritter der Zweckdienlichkeit können ungeheuer entschlossen vorgehen, was ebenfalls auf die erhöhte Testosteronaktivität zurückzuführen ist.

Der Gründer lässt sich mit wichtigen Entscheidungen Zeit, weil er vorsichtig und gewissenhaft ist. Der Diplomat überlegt hin und her, weil er so viele mögliche Lösungen sieht und alle im Geist durchspielt. Der Entdecker trifft schneller Entscheidungen, weil er so impulsiv ist. Doch die Persönlichkeitstyp-Studie ergab, dass der Wegbereiter noch schneller ist, vielleicht weil er sich recht kompromisslos gibt. Und doch ist der Wegbereiter im Grunde seines Herzens ein echter Skeptiker. Dieses grundlegende Misstrauen ist die Frucht eines Abkömmlings des Testosterons, nämlich Dihydrotestosteron.  Fakten misstraut er grundsätzlich, bevor er sie nicht überprüft hat. Und auch seine inneren Beweggründe analysiert er, bevor er ihnen nachgibt.

Selbstvertrauen und Mut – diese Zügen entstehen nicht zuletzt durch das Wirken von Testosteron. Frauen in der Menopause sind ein gutes Beispiel dafür. In den Wechseljahren sinkt die Östrogenproduktion ab, wodurch das natürliche Testosteron der Frau stärker zum Tragen kommt.

Und tatsächlich lässt sich feststellen, dass Frauen in mittleren Jahren mutiger, selbstsicherer, freimütiger, unternehmungslustiger und kühner sind als ihre jüngeren Geschlechtsgenossinnen. All diese Charakterzüge werden mit Testosteron in Verbindung gebracht.

Unabhängig und wettbewerbsorientiert

Wegbereiter ertragen problemlos völlige Isolation. Sie können stundenlang an ihrem Schreibtisch sitzen und allerlei andere Unbequemlichkeiten erdulden, wenn sie arbeiten. Doch sie müssen ihre Probleme selbst lösen. Der Wegbereiter braucht seine Autonomie – was ebenfalls auf das »Testosteronbad« im Mutterleib zurückgeht. Er zeigt  auch wenig Respekt vor Diplomen, Referenzen oder Zeugnissen.

Sein Verlangen nach Unabhängigkeit ist es auch, das den Wegbereiter zu einem aggressiven Wettbewerber werden lässt. Entdecker, Gründer, Wegbereiter und Diplomaten unterscheiden sich vielleicht nicht allzu sehr, wenn es um das Verhalten im inneren Wettbewerb geht, also darum, wie man persönliche Ziele erreicht und es zur Bestleistung bringt. Doch Männer und Frauen mit erhöhtem Testosteronspiegel schneiden in äußeren Wettbewerben meist besser ab. Sie haben einfach stärkere Ellbogen. Warum aber »müssen« Wegbereiter immer gewinnen? Wenn man sie fragt, werden sie eine Reihe höchst einleuchtender Gründe nennen. Doch aus entwicklungsgeschichtlicher Sicht sichert dieses wettbewerbsbetonte Verhalten dem Wegbereiter etwas, was sein Herz heftig begehrt: Status.

»Große Männer«: der Dominanzwettbewerb

Männer und Frauen, die höheren Testosteronkonzentrationen ausgesetzt waren – entweder im Mutterleib oder in späteren Jahren –, kämpfen viel aggressiver um ihren Rang in der Gruppe. Dies wird vor allem im Berufsleben sichtbar.

Während einer Sitzung sind es meist die Wegbereitertypen, die eine etwaige eintretende Stille durchbrechen, um eine aufrüttelnde Rede zu halten. Sie greifen gerne mit Worten an.

Frauen, die im Mutterleib hohen Testosteronkonzentrationen ausgesetzt waren, ergreifen mit höherer Wahrscheinlichkeit einen männlich dominierten Beruf, der im Allgemeinen auch besser bezahlt wird. Aber sie heiraten weniger häufig und setzen seltener Kinder in die Welt.

Leistung und Wissen

Doch der Wegbereiter würde sicher auch ohne entwicklungsgeschichtliche Vorteile nach Erfolg streben. Gewöhnlich arbeitet dieser Typus viel und hart. Er setzt sich selbst hohe Ziele.

Und doch hat der Wegbereiter nur selten das Gefühl, genug Zeit und Energie für seine Projekte aufgewendet zu haben. Da er von sich selbst stets Bestleistungen erwartet, leidet er häufig unter Anspannung und fragt sich, ob er »dieses Mal« scheitern wird. Einige Wegbereiter leben ständig mit diesem Gefühl des drohenden Verhängnisses.

Diese Leistungsbetontheit macht auch vor der Freizeit nicht Halt. Der Wegbereiter will immer schwerere Gewichte stemmen, schneller laufen oder besser Poker spielen. Und wenn er von sich enttäuscht ist, ist er sehr kritisch. Wie der Entdecker will auch der Wegbereiter Wissen erlangen, doch anders als dieser, der ein breites Interessensspektrum hat, konzentriert der Wegbereiter sich auf eine Sache. In der Persönlichkeitsstudie waren die Menschen mit Doktortitel meistens Wegbereiter.

Doch der Wegbereiter verbringt seine Freizeit am liebsten mit Menschen, die seinen intellektuellen Hunger teilen. Nur dieser Typus meinte, seine Freude seien hauptsächlich »Intellektuelle«.

Wenige, aber gute Freunde

Eines interessiert den Wegbereiter allerdings nicht: ein ebenso breiter wie bunter Freundeskreis. Testosteron und soziale Fähigkeiten sind nicht unbedingt leicht unter einen Hut zu bringen. Kinder, die im Mutterleib mit höheren Konzentrationen von Testosteron in Berührung kamen, nehmen seltener Augenkontakt auf und verfügen über einen reduzierten Wortschatz. Im Alter von vier Jahren sind sie sozial nicht so geschickt wie ihre Altersgenossen und zeigen weniger, wenn auch tiefer gehende Interessen. Ob es um die Seeschlachten des Zweiten Weltkriegs, das Leben Michelangelos, die Entwicklung der englischen Sprache oder die neuesten Schachstrategien geht, der Wegbereiter will jede Einzelheit über sein spezielles Wissensgebiet kennen.

Außerdem kommt er mit dem, was er als »Dummkopf« betrachtet, sehr schlecht zurecht. Der Wegbereiter liebt intensive Gespräche mit wenigen, engen Freunden oder Menschen, mit denen er Vorstellungen und Ideen teilen kann. Trotzdem kann der Wegbereiter recht charmant sein – wenn er am Austausch interessiert ist. Der Diplomat liebt die freimütigen, von Wissen und Erkenntnissen getragenen Gespräche mit dem Wegbereiter. Er urteilt nicht wie der selbstgerechte Gründer, tendiert aber auch nicht zur Manipulation wie der subtile Diplomat. Und was am wichtigsten ist: Was der Wegbereiter erzählt, kann sehr informativ sein.

Wenn Sie mit einem Wegbereiter kommunizieren wollen, fragen Sie ihn, was er denkt, nicht, wie es ihm geht. Über seine Gefühle spricht er nämlich nicht gern.

Emotionale Zurückhaltung

Der Wegbereiter hat Angst davor, die Kontrolle zu verlieren. Er schätzt es, seine Emotionen im Griff zu haben. Für ihn ist Objektivität enorm wichtig. Daher glaubt er, er müsse sich weitgehend von seinen Gefühlen abkoppeln, vor allem, wenn es darum geht, eine Entscheidung zu treffen. Der Wegbereiter sieht sich gern als kühl, gesammelt und ruhig. Für ihn ist Logik wichtiger als Gefühl. Er strebt nach Gerechtigkeit, Objektivität, analytischer Schärfe und Überzeugungskraft.

In seinen Augen ist es mehr wert, als »vernünftiger« denn als »gefühlvoller« Mensch zu gelten. Er möchte lieber als »kompetent« denn als »mitfühlend« betrachtet werden. Wenn es um Entscheidungen geht, versucht dieser Typus eher, »die Fakten abzuwägen«, statt sich auf »Gefühle und Meinungen der anderen« zu verlassen.

Anders als der Entdecker, der gern einmal die Kontrolle verliert, betrachtet der Wegbereiter dies als Zeichen von Schwäche.

Diese emotionale Kontrolle passt gut zum Charakterbild der Testosteronbetonung. Wenn in der Pubertät bei jungen Männern der Testosteronspiegel ansteigt, fangen die meisten an, ihre Gefühle der Verletzlichkeit, Einsamkeit, Angst und Schuld zu verbergen. Männer und Frauen mit erhöhtem Testosteronspiegel lächeln weniger und nehmen seltener Augenkontakt auf.  Selbst  unter intensiver Angst und starken Schmerzen können sie  gute Miene zum bösen Spiel machen.

Heldentum

Vielleicht ist es eben dieser Charakterzug, der dem Wegbereiter eine andere, nicht minder markante Eigenschaft verleiht: Wegbereiter sind zu Heldentaten fähig. Menschen mit hohem Testosteronspiegel stürzen sich eher als andere in ein brennendes Haus, um wildfremde Menschen zu retten. Wenn man sie dann fragt, was in diesem Moment in ihnen vorgegangen sei, antworten sie meistens, dass sie überhaupt nichts gedacht hätten: »Ich tat einfach, was zu tun war. Ich habe nicht lange überlegt.« Der Wegbereiter ist ehrlich. Denn der hohe Testosteronspiegel sorgt für Stärke, Konzentration und Entschlossenheit. Der Wegbereiter handelt schnell und mutig.

Die Schattenseiten des Wegbereiters

Viele seiner Probleme sind hausgemacht.

Nehmen wir nur einmal die emotionale Zurückhaltung des Wegbereiters, die auch ihre Schattenseiten hat: Nicht selten wird gerade dieser Typ von seinen Gefühlen überflutet. Trotz heftigster Bemühungen schafft er es nämlich nicht immer, seine emotionale Seite unter Verschluss zu halten. Der Wegbereiter ist vor allem anfällig für Zorn. Wenn er verletzt, enttäuscht oder frustriert wird, »explodiert« er gerne.

Er verliert also die Kontrolle. Das Herz hämmert, die Muskeln verhärten sich, Schweiß bricht aus, die Atmung geht flach, der Blutdruck schießt in die Höhe, Adrenalin und andere Stresshormone werden in hohen Mengen in die Blutbahn ausgeschüttet – der Wegbereiter erlebt in diesen Sekunden die volle Macht des Kampf-Flucht-Impulses, der uns von der Evolution mitgegeben wurde. Einige werden handgreiflich: Sie brüllen herum, schreien, schlagen.

Der Wegbereiter ist freimütig, was ein wunderbarer Charakterzug ist, wenn Offenheit angebracht ist. Doch nicht selten wird dieser Typus auch platt und ruppig. Der Wegbereiter kann sehr fordernd sein, dann wird er schnell kompromisslos. Sein Ehrgeiz verführt ihn nicht selten zu den absurdesten Formen von Arbeitseifer. Da er den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, verliert er jegliches Gefühl für Zwischentöne im menschlichen Umgang: der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Nicht wenige Wegbereiter werden aufgrund eines ausgeprägten Machtbedürfnisses zu unangenehmen Tyrannen, die andere schikanieren. Außerdem scheut der Wegbereiter emotionale Bindung an jene, die ihn lieben, weil er lieber unabhängig bleibt.

Für bestimmte Krankheiten ist der Wegbereiter besonders anfällig. Ein hoher Testosteronspiegel im Fruchtwasser der Mutter führt dazu, dass die rechte Gehirnhälfte mit ihren überdurchschnittlichen Raumwahrnehmungsfähigkeiten sich stark entwickelt. Mitunter kommt dabei die linke Seite, auf der die sprachlichen Fähigkeiten angesiedelt sind, zu kurz. Daher findet sich bei Wegbereitern häufig die Neigung zur Dyslexie, zu Stottern und anderen Problemen, die mit der flüssigen Verarbeitung sprachlicher Reize zu tun haben.

Mögliche gesundheitliche Probleme

Menschen, die im Mutterleib einem hohen Testosteronspiegel ausgesetzt waren, können Emotionen schlechter einschätzen und sind weniger sensibel für die Probleme anderer. Sie zeigen einen gewissen Mangel an Einfühlungsvermögen und sind kaum in der Lage, richtig einzuschätzen, was andere fühlen oder denken. Daher sind sie häufig distanziert, unpersönlich und kalt. Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass ein Übermaß an Testosteron im Mutterleib für das Phänomen des Autismus verantwortlich sein könnte. Stark autistisch veranlagte Jungen und Mädchen nehmen wenig oder gar keinen Augenkontakt auf. Sie sind nicht in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen und sind sich der Gefühle anderer Menschen nicht bewusst. Sie reagieren nicht auf andere Menschen.

Bekannte Wegbereiter: Martin Luther, Fürst von Metternich, Alfred Einstein, Winston Churchill, Bill Clinton, Bill Gates,

 

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